Nürnberg/München – Am Sonntag um 14 Uhr ist in München Gipfeltreffen der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Aber: Beide Kombattanten haben am Freitag erst noch mal die Ergebnis-Talsohle durchlaufen. Die Adler Mannheim, spürbar kriselnd, leisteten sich eine 2:5-Heimniederlage gegen Düsseldorf (allerdings auch ein Topteam), und auch der EHC München zeigte Schwäche, verlor bei den Nürnberg Ice Tigers 1:4.
Die Partie des EHC in Nürnberg fing eine Viertelstunde nach allen anderen des Spieltags an. Weil Steve Reinprecht so lange redete. Feiertag bei den Franken: Sie verabschiedeten ihren langjährigen Stürmerhelden Steve Reinprecht, mittlerweile 42 und Assistenztrainer bei der Universität Denver, in den Ruhestand. Es war eine Zeremonie, an deren Ende die Nummer von „Reino“, die 28, unters Hallendach gezogen wurde. Auch das Trikot ging in Rente.
Der kahlköpfige Reinprecht nahm die Ovationen entgegen und packte schließlich einen ganzen Stapel Papier aus. Er hatte was vorbereitet. Es folgte eine Ansprache mit dem üblichen nordamerikanischen Pathos (in Richtung der mitangereisten Drau, Sohn, Tochter alias „Prinzessin“) und einem expliziten Dank an die beiden Nebenleute seiner Nürnberger Zeit, Patrick Reimer und Yasin Ehliz. Beim Namen Reimer jubelte das Volk – denn er ist noch da. Die Erwähnung von Ehliz begleitete der Nürnberger Anhang mit Pfiffen – erwartbar, denn der Nationalspieler war nach einem missglückten NHL-Versuch nach München gewechselt. Wenn er an der Scheibe war, bekam er was zu hören.
Patrick Reimer wünschte sich, „dass der Fokus des Abends auf Steve liegt“, Reinprecht selbst meinte im Drittelpausen-Interview bei Telekomsport über Ehliz: „Er ist ein guter Junge. Er hat die Möglichkeit, näher an Zuhause zu spielen.“ Ehliz ist Bad Tölzer. Michael Wolf, verletzter Kapitän des EHC, meinte: „Vielleicht hätte Nürnberg aktiver sein müssen, um ihn zurückzubekommen.“
Für den EHC begann es gut – mit einem Treffer durch den verlässlichen Maxi Kastner in der 5. Minute nach sechs Sekunden Überzahl. Doch dann erwischten die Nürnberger, die bislang eine Horrorsaison erleben, eine Phase, in der alles gelang. Und so führten sie nach einer Viertelstunde Spielzeit plötzlich 3:1. Leo Pföderl traf im Powerplay (6.) so schnell wie zuvor der Münchner Kastner, Chad Bassen (9.) und Brendan Segal (15.) konnten den Münchner Torhüter Kevin Reich ebenfalls überwinden. „2:1 und 3:1 dürfen wir nicht kriegen“, fand EHC-Torschütze Kastner.
Ab dem zweiten Drittel war München besser im Spiel. Doch kurz nachdem EHC-Star Stajan am Ice-Tigers-Goalie Treutle mit einer Riesenchance gescheitert war, erledigte Reimer die Sache mit dem 4:1 (57.). GÜNTER KLEIN