Wiedersehen mit Steffi Jones

von Redaktion

DFB-Frauen bekommen ihre WM-Gegner ausgerechnet von ihrer Ex-Chefin zugelost

VON ANDREAS WERNER

München – Bei ihrer Vorstellung als Trainerin der deutschen Nationalmannschaft vor zwei Wochen ist Martina Voss-Tecklenburg tags zuvor extra noch mal zum Friseur gegangen. Der erste Eindruck zählt, und auch wenn die Entscheidungsträger beim DFB ja längst von der 50-Jährigen überzeugt gewesen sind, ist so eine öffentliche Premiere ja doch auch wichtig. Neben dem äußeren Eindruck sind dabei die Inhalte entscheidend. „Ich möchte Titel gewinnen“, sagte die neue DFB-Trainerin, zum Beispiel war sie „noch nie Weltmeisterin“.

Das ist angesichts ihrer 125 Länderspiele tatsächlich bemerkenswert, zumal die DFB-Frauen zu ihrer aktiven Zeit noch als Maß aller Dinge galten. Sie verletzte sich ab und an ungünstig, und vor Olympia 2000 endete ihre DFB-Karriere im Streit, eines Disputs mit ihrer Teamkollegin Inka Grings wegen. Das „Silberne Lorbeerblatt“ erhielt sie dennoch für ihre Dienste im Trikot der Nationalelf, und nun ist ihre Aufgabe, die Auswahl wieder zu den goldenen Zeiten von einst zu führen. Am heutigen Samstag werden die Gruppen der WM im kommenden Jahr in Frankreich ausgelost. Martina Voss-Tecklenburg wird im Kulturzentrum „La Seine Musicale“ auf der Pariser Insel „Seguin“ vor Ort dabei sein, wenn ihre ersten Prüfsteine ermittelt werden. Pikanterweise darf dabei ausgerechnet Steffi Jones als Losfee agieren, die sich im März als Bundestrainerin verabschieden musste, weil sie so chronisch erfolglos war.

Steffi Jones hat als Trainerin selten mal ein glückliches Händchen bewiesen, und so ist es eine kuriose Pointe, bei der Auslosung auf mehr Gespür der Ex-Chefin zu hoffen. Die Deutschen sind für das Turnier, das am 7. Juni startet und einen Monat lang geht, in Topf 1 gesetzt. Dennoch ist Topf 2 mit schweren Aufgaben bestückt; Europameister Niederlande, Vizeweltmeister Japan oder der Geheimfavorit Spanien drohen, auch Brasilien und Schweden sind undankbare Mannschaften. Allerdings ist der Vorrundenmodus moderat: Neben den zwei Erstplatzierten jeder Vierergruppe kommen auch noch die vier besten Dritten ins Achtelfinale. Ein Aus bereits in der ersten Turnierphase ist fast ausgeschlossen.

Voss-Tecklenburg wird ihre Spielerinnen erstmals Mitte Januar bei einem Trainingslager in Marbella kennenlernen. Ob sie davor extra noch einmal zum Friseur geht, ist stark zu bezweifeln.

Artikel 31 von 39