Madrid – Selbst Argentiniens Fußball-Legende Diego Maradona ist entrüstet über die umstrittene Verlegung des Superclásico-Rückspiels zwischen Boca Juniors und River Plate nach Madrid. „Wisst ihr, was das kostet?“, fragte der 58-Jährige erzürnt in einem Interview und ging in gewohnt unverblümter Art den südamerikanischen Verband CONMEBOL an.
Warum die Partie nicht einfach im Stadion von CA Vélez Sársfield ausgetragen werde, einem weiteren Erstligisten aus Buenos Aires, statt im 10 000 Kilometer entfernten Spanien, wollte Maradona wissen. Die CONMEBOL-Bosse seien ein „Schandfleck“ für den Fußball, völlig „unqualifiziert für den Job“, wetterte der frühere Nationalcoach. Und er ist nicht der einzige, dem die Lösung „Estadio Santiago Bernabéu in Madrid“ gründlich missfällt.
Am Sonntag um 20.30 Uhr ist es nun soweit, dann soll entschieden werden, wer das südamerikanische Pendant zur Champions League für sich entscheidet und in die Vereinigten Arabischen Emirate weiterfliegt, wo nächste Woche die Club-WM beginnt. In der spanischen Hauptstadt droht derweil der Ausnahmezustand, seit Tagen berichten Fernsehsender und Gazetten ausführlich über die Risiken und die geplanten Sicherheitsvorkehrungen. Vor allem für die Nationalpolizei, die mit rund 2000 Beamten im Einsatz sein wird, war die Vorbereitung eine echte Herkulesaufgabe: Was normal Monate geplant wird, musste innerhalb von wenigen Tagen konzipiert werden.
Wegen Ausschreitungen war das Rückspiel nach dem 2:2 im ersten Teil des finalen Duells nach Madrid verlegt worden. „Sie haben uns die Copa geklaut“, brachte die Sportzeitung „Olé“ den Ärger von Spielern und Fans auf den Punkt. Vor wenigen Tagen sind beide Teams in Madrid eingetroffen. Allerdings reisten sie unter Protest. Boca hatte vergeblich verlangt, den Titel ohne Rückspiel zugesprochen zu bekommen. River sei für die Ausschreitungen mitverantwortlich, so der Club. Die CONMEBOL wies den Antrag jedoch auch in einer Berufungsinstanz zurück. River Plate bestand hingegen erfolglos auf das Recht, die Partie doch noch im eigenen Stadion auszutragen.
Während Madrids Bürgermeisterin beide Fanblocks zur Ruhe aufrief, ist die Zeitung „La Razón“ skeptisch: Das diesjährige Superclásico-Finale entbehre jeder Normalität und Logik – „es ist ein Wahnsinn, und es bleibt zu hoffen, dass dieser am Sonntag gegen 22.30 Uhr ein glückliches Ende findet“. dpa