München – Das Chaos versteckte sich am Freitagmorgen. Auf dem großen Trainingsplatz in der Grünwalder Straße übten die Drittligafußballer des TSV 1860 noch ein paar Freistöße, im Löwenstüberl verzehrte ein Fan eine Weißwurst. Es ist hier in den vergangenen Tagen viel gerätselt worden, ob der Verein dem DFB die zusätzliche Liquidität von 1,5 Millionen Euro vorweisen konnte, die er im Zuge der Lizenzerteilung versprochen hatte. Also redeten alle mal wieder über Hasan Ismaik, den Investor, der das Geld überweisen sollte (und das laut seinem Sprecher Saki Stimoniaris am Dienstag getan hat) – doch da fängt das Chaos ja meistens schon an.
Der TSV 1860 schwieg, obwohl er sich in diesen Tagen geärgert hat – über manch einen Artikel, aber eben auch über manch vertrauliche Details aus den eigenen Reihen, die die Artikel geziert haben. Also blieb es am Freitagmorgen mal wieder Daniel Bierofka, dem Cheftrainer, überlassen, das Chaos zu kommentieren. „Die Zahlung ist ja gekommen“, sagte Bierofka. „Ich war mir immer sicher, dass die Zahlung kommt.“
Bierofka, 39, nutzte die Gelegenheit dann gleich für eine Botschaft, die er schon oft vorgetragen hat. „Es geht nur zusammen“, sagte er, „man muss schauen, dass man auf einen Konsens kommt und dass man sich klare Ziele setzt und die Ziele gemeinsam verfolgt. Anders wird es nicht funktionieren.”
Es war übrigens nicht das erste Mal, dass Daniel Bierofka in diesen Tagen als Diplomat gefordert war. Er hat in der vergangenen Woche, die er ausnahmsweise mal nicht beim Fußball-Lehrer-Kurs in Hennef verbringen musste, viele Einzelgespräche mit seinen Profis geführt. Etwa mit dem Stürmer Adriano Grimaldi, der bis vor wenigen Wochen nicht wegzudenken war aus der ersten Löwen-Elf, den Bierofka beim 2:0 gegen Zwickau aber auf die Bank gesetzt hatte. Grimaldi habe im Training eine gute Reaktion gezeigt, berichtete Bierofka, auch das Gespräch sei sehr positiv gewesen. Ohnehin hat es ihm sehr gefallen, wie seine Profis zuletzt trainiert haben. Es haben sich sogar Spieler aufgedrängt, die noch nicht so viele Minuten gesammelt haben, etwa Benjamin Kindsvater oder Sandro Abruscia. Mit Blick auf das Auswärtsspiel gegen Fortuna Köln (Samstag, 14 Uhr) sagte er dann auch: „Ich muss immer schauen, was unter der Woche im Training passiert.“
Eigentlich sollte es auch egal sein, welche Offensivspieler Bierofka in Köln aufstellt. Die Fortuna-Abwehr – 16 Gegentore in den letzten vier Ligaspielen – müssen die Löwen schon knacken, wenn sie sich in der Tabelle wieder nach oben orientieren wollen. Bierofka sagte zwar pflichtschuldig, dass man in der 3. Liga nicht ein Team unterschätzen dürfe, er sagte zur Tabellensituation aber auch: „Ich schaue nicht nach unten.“
Vielleicht verlässt sich der Trainer daher auf das, was gegen Zwickau funktionierte: Im Sturm harmonierten Stefan Lex und Sascha Mölders. Letzteren lobte Bierofka dann für sein Verhalten in der Mannschaft. „Wenn er etwas merkt, spricht er es an“, sagte Bierofka. „Wenn ich das so sagen darf: Er ist kein Diplomat.“