München – Von Vorweihnachtsstimmung ist beim FC Bayern keine Rede. Die Atmosphäre am Ende der Jahreshauptversammlung am Freitag hat die Chefs nachhaltig getroffen. Edmund Stoiber äußert sich nun in unserer Zeitung zur angespannten Situation. Der langjährige bayerische Ministerpräsident, der Chef des Verwaltungsbeirats ist und im Aufsichtsrat sitzt, habe für die Art und Weise der Kritik an den Bossen kein Verständnis, stellte er klar. Alle angesprochenen Vorgänge seien gemeinsam im Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen worden.
„Seit über 50 Jahren bin ich Mitglied des FC Bayern. Und seit über 40 Jahren verfolge ich aktiv die Hauptversammlungen des FC Bayern, zuerst als Vereinsmitglied, dann als Mitglied und jetzt als Vorsitzender des Verwaltungsbeirats und Mitglied des Aufsichtsrats“, so der 77-Jährige. Er habe sämtliche Diskussionen auf den Hauptversammlungen miterlebt, „auch viele euphorische und kritische Beiträge“. Die Wortmeldungen der Mitglieder zählen seit Jahrzehnten für Viele zu den Höhepunkten, so der ehemalige Ministerpräsident. „Völlig klar ist, dass die Mitglieder auf der Hauptversammlung immer die Möglichkeit hatten und haben müssen, alles anzusprechen, was sie zum Thema FC Bayern positiv wie negativ bewegt.“ Dabei könnten sie „natürlich auch emotional ihrem Unmut Luft machen. Ein derart aggressiver und polemischer Wortbeitrag wie der von Herrn Johannes Bachmayr fällt aber aus dem bisherigen Rahmen aller Hauptversammlungen.“
„Niemand“, stellt Stoiber klar, „auch nicht die Führungsspitze des FC Bayern, steht außerhalb von Kritik. Aber diese Kritik war gegenüber Uli Hoeneß und seinen überragenden Verdiensten um den FC Bayern respektlos. Hier ging es dem Wortführer meines Erachtens nicht in erster Linie um die Sache, sondern um einen gezielten Angriff auf die persönliche Integrität und damit um die Beschädigung der Person Uli Hoeneß.“ Als Vorsitzender des Verwaltungsbeirats lehne er „wie meine Stellvertreterin Alexandra Schörghuber diese Art der Auseinandersetzung ab“. Im Übrigen seien „alle von Herrn Bachmayr kritisierten Vorgänge wie die Transferpolitik, die Berufung des Trainers oder das Sponsoring von Qatar Airways nicht nur im Vorstand und im Aufsichtsrat ausführlich erörtert und gebilligt, sondern auch breit in der Öffentlichkeit diskutiert“ worden, so Stoiber.
Bereits vor der Versammlung hatte Stoiber in der „AZ“ dafür plädiert, dass Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge noch etwas länger zur Verfügung stehen. Der Präsident muss sich 2019 zur Wiederwahl stellen. Rummenigges Vertrag als Vorstandschef soll über 2019 um zwei Jahre verlängert werden. Hoeneß habe laut Stoiber die klare Vision, in der folgenden Amtsperiode seine Nachfolge zu regeln: „In den nächsten drei Jahren werden die Weichen für die Zukunft gestellt.“