Die Europa League 2 kommt

Beliebig – aber nicht beliebt

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Wir visionieren uns gerade ein paar Jahre in die Zukunft, in die Jahre ab 2022. Wenn es einen weiteren europäischen Vereinswettbewerb im Fußball geben wird. Derzeit trägt das Projekt den Arbeitstitel „Europa League 2“. Dabei wird’s nicht bleiben, aber wir fragen schon: Werden wir Slogans zu hören bekommen wie „Die beste Europa League 2 aller Zeiten“, und werden ehemalige Fußballer sich gewinnen lassen als „Europa League 2-Experten“. Wir schätzen mal: Sogar Reiner Calmund würde ablehnen und viele aus dem Profi-Prekariat.

Typisches Dachverbands-, in diesem Fall UEFA-Gebaren: Mit einem Wettbewerb, der den kleinen nationalen Verbänden Größe und Bedeutung vorgaukelt, sichert man sich ihre Gunst und ihre Stimmen. Doch ein Argument lässt man dabei völlig außer acht: die sportliche Wertigkeit. Die hat die Champions League und in bereits deutlich reduziertem Maß die Europa League – für die im Übrigen die Kleinen sich ja immer schon qualifizieren konnten (über einen zugegeben langen Weg). Aber mit diesen beiden Spielklassen ist eigentlich alles abgedeckt, was es auf dem Kontinent an Clubs gibt, die man sehen möchte. Weil das von der UEFA so auch erkannt worden war, hatte sie vor 19 Jahren den ehrenwerten Europapokal der Pokalsieger aus dem Programm genommen. Der UEFA-Pokal blieb, wurde aufgewertet und zur Europa League veredelt. Auf allen Märkten hat auch sie sich nicht durchgesetzt. In Deutschland: gemischt (Frankfurt – begeistert vs Leipzig – froh, dass sie raus sind; angeblich zumindest). Wie glücklich wäre der Bundesligaverein, den eine Teilnahme an der Europa League 2 treffen kann? Wetten, dass der Qualifikationsplatz eher gemieden denn angestrebt würde?

Mit einer Europa League 2 offenbart die UEFA die Aufbausch- und Angeber-Mentalität der Boxverbände, die jeden Rummel- zum Titelfight machen mit Welt- und Interkontinentalkämpfen und die sogar Interimsmeister führen. Was man dadurch schafft: Beliebigkeit. Aber keine Beliebtheit.

Europa League 2 wird das neue Kind der UEFA nicht heißen, wenn es an den 2021/22 an den Start geht. Man wird auch das Beckenbauersche Wort „Verlierer-Cup“ (1996 über den UEFA-Cup) nicht aufgreifen, der Begriff soll ein positiver sein. Wir tippen auf so etwas wie Continental League. „Continental Cup“ ist als Marke bereits vergeben. Gibt es im Eishockey. Kennen aber nicht mal Menschen, die sich für Eishockey interessieren.

Guenter.Klein@ovb.net

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