Härtere Strafen für Pyrotechnik

von Redaktion

Die Politik will entschlossener gegen Bengalos vorgehen – auch Haft soll möglich sein

Magdeburg – Wer im Fußballstadion mit Böllern oder Bengalos zündelt, muss wohl bald mit härteren Strafen rechnen. Vertreter von SPD- und unionsgeführten Bundesländern haben sich nach dpa-Informationen gestern in Magdeburg darauf verständigt, ein schärferes Vorgehen zu prüfen. Die Einigung muss von den Innenministern bei ihrem bis heute dauernden Treffen aber noch bestätigt werden. Eine Arbeitsgruppe soll demnach „geeignete Maßnahmen“ erarbeiten.

Derzeit gilt das Zünden von Bengalos und Böllern als Ordnungswidrigkeit und wird mit einem Bußgeld belegt. Hier könnten härtere Bußgelder fällig werden – auch eine Einstufung als Straftat soll geprüft werden. Zudem wollen die Minister auf die Verantwortung der Veranstalter hinweisen, die Maßnahmen für einen sicheren Verlauf von Spielen zu verstärken.

Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) sagte: „Ein sehr hohes Bußgeld von 5000 bis 10 000 Euro könnte schon wirkungsvoll sein.“ Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte: „Ich persönlich bin hier für eine deutlich härtere Vorgehensweise des Staates, auch was die Strafbarkeit betrifft. Das, was hier ja beinahe jede Woche geschieht, ist nicht verantwortlich.“

Sportvorstand Rouven Schröder vom Bundesligisten FSV Mainz 05 sagte gestern: „Eine Verschärfung ist sicherlich sinnvoll. Aber wir dürfen den Dialog nicht abreißen lassen. Da das Problem ja nicht auf die Bundesliga beschränkt ist, sondern auch andere Ligen in Europa betroffen sind, ist eine klare Linie erforderlich. Wir sollten den laufenden Prozess abwarten, ehe wir abschließend urteilen.“

Der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) hatte vorgeschlagen, das Zünden von Bengalos und anderer Pyrotechnik in Stadien oder auf Demonstrationen künftig mit Haft zu bestrafen. Holger Stahlknecht, sein Parteifreund und Amtskollege aus Sachsen-Anhalt, unterstützt diesen Vorschlag.

In der Fan-Szene sorgt der Vorstoß bereits für heftige Diskussionen. Der Geschäftsführer des Zweitligisten FC St. Pauli, Andreas Rettig, hatte sich gegen mögliche Haftstrafen verwahrt. „Das ist Effekthascherei, das hat mir nicht gefallen“, sagte er gestern bei einer Veranstaltung anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) in Berlin. Der Vorschlag sei überzogen: „Das hilft niemandem und ist nicht zielführend.“

Rettig nimmt bei dem Thema ausdrücklich auch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) in die Pflicht. „Ich würde mir von den Verbänden wünschen, dass sie sich von solchen Vorschlägen abgrenzen“, sagte er.

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