Für die Deutschen waren die Spiele 1968 in Mexiko-City von herausragendem Interesse. Grund eins: Es war ja schon klar, dass Westdeutschland vier Jahre später Olympia-Gastgeber sein würde, München hatte nach einer fast spontan erfolgten Bewerbung den Zuschlag bekommen, auf dem Oberwiesenfeld entstand bereits der Olympiapark, der Turm wuchs sichtbar in die Höhe.
Der zweite Punkt: 1968 waren erstmals getrennte Teams aus Bundesrepublik und DDR am Start; bis 1964 hatte es stets eine „gesamtdeutsche Olympia-Mannschaft“ gegeben. In Mexiko traten beide Delegationen für sich auf – allerdings noch ohne die jeweilige Flagge und Nationalhymne.
Im Medaillenspiegel von Mexiko ’68 wurde die DDR Fünfter (9 Gold, 9 Silber, 7 Bronze), die BRD Achter (5 – 11 – 10). Den Zweikampf der Supermächte an der Spitze der Nationenwertung gewann die USA (45 – 28 – 34) vor der Sowjetunion (29 – 32 – 30). Zum ersten Mal bei den Olympischen Spielen wurden auch Dopingtests durchgeführt.
„Entspannt“, so nahm Weitspringer Klaus Beer aus Ost-Berlin die Atmosphäre zwischen west- und ostdeutschen Athleten wahr. Heide Rosendahl, kommender Star der West-Leichtathletik, bemerkte bei den anderen Nationen ein gewisses Unbehagen: „Weil auf einmal viel mehr Deutsche am Start waren – mehr Konkurrenz.“ Bis 1964 hatte es für die Olympia-Kader immer noch gemeinsame Qualifikations-Wettbewerbe gegeben.
Mexiko konnte mit viel Star-Power aufwarten. Die Tschechin Vera Caslavka (vier Gold-, zwei Silbermedaillen) war der Blickfang der Spiele, im Diskuswerfen gewann zum vierten Mal in Folge der Amerikaner Al Oerter – eine solche Gold-Serie über zwölf Jahre ist unerreicht. Im Hochsprung übertrumpfte Dick Fosbury mit seiner Erfindung, dem „Flop“, die traditionellen Straddle-Springer.
Große Erfolge der Bundesrepublik: Ingrid Mickler holte den Olympiasieg im Fünfkampf, der Ruder-Achter, trainiert von Karl Adam, lieferte ein weiteres Mal, ebenso die Dressurmannschaft. Gold ging auch an den Kleinkaliber-Schützen Bernd Klingner und den Zweier-Kajak der Frauen im Kanu-Rennsport. Nennenswert die Silbermedaillen in der Leichtathletik für Liesel Westermann (Diskus) und Claus Schiprowski (Stabhochsprung) und Bronze für die 4×400-Meter-Staffel mit dem Münchner Löwen Martin Jellinghaus. Silber und Bronze holten die Zehnkämpfer Hans-Joachim Walde und Kurt Bendlin.
Stars der DDR waren Rückenschwimmer Roland Matthes und Boxer Manfred Wolke, später Trainer von Henry Maske. gük