Sinsheim – Wie versteinert stand Julian Nagelsmann noch Minuten nach dem Schlusspfiff am Spielfeldrand, drehte dann wortlos ab und verschwand im Kabinengang. Erstmals in seiner noch immer jungen Trainerkarriere hatte er mit der TSG Hoffenheim die dritte Pflichtspiel-Niederlage in Serie kassiert. Seine Laune war nach dem 1:2 im Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt dementsprechend schlecht.
Zwar scherzte Nagelsmann auf der anschließenden Pressekonferenz, er habe nur nicht den Weg aufs Feld zu seiner Mannschaft gewagt, „weil Grasflecken aus weißen Schuhen so schlecht rausgehen“. Das Zähneknirschen war jedoch auch dabei nicht zu überhören. „Gerade macht es wenig Spaß“, gab der 31-Jährige zu.
In seinem letzten Jahr in Hoffenheim vor dem Wechsel zu RB Leipzig muss Nagelsmann nun erstmals einen Weg aus einer kleinen Krise finden. Einer Krise, die sich vor allem in den zuletzt mangelhaften Resultaten manifestiert und weniger in spielerischen Mängeln.
„Die Leistung passt absolut nicht mit dem Ergebnis überein“, klagte er nachdem Ante Rebic und Luka Jovic die extrem effektiven Frankfurter zum Sieg geschossen hatten. Der trotz etlicher guter Torchancen einzige Hoffenheimer Treffer durch Reiss Nelson war letztlich zu wenig. „Wir müssen es schaffen, die Qualität in Tore umzumünzen“, forderte Nagelsmann.
Die Gründe für die jüngsten Probleme der TSG, die mit sieben Punkten derzeit nur zwei Zähler mehr als Tabellenschlusslicht VfB Stuttgart aufweist, sind aber nicht allein in der fehlenden Kaltschnäuzigkeit zu suchen. Die Kraichgauer mussten in den vergangenen Wochen gleich auf sieben Spieler verletzungsbedingt verzichten, darunter zeitweise vier Innenverteidiger. Gerade in einer Saison, in der erstmals die Doppelbelastung der Champions League greift, macht dies der Mannschaft spürbar zu schaffen. „Wir brauchen nicht drum herumzureen, dass das viel zu viel ist“, sagte Nagelsmann. aber eine ausreichende Erklärung ist das für ihn nicht. „Man kann es sich leicht machen und es auf den internationalen Wettbewerb schieben“, sagte er: „Aber den hat Frankfurt auch, den hat Dortmund auch und trotzdem haben beide gewonnen.“
Nagelsmann sucht keine Ausreden für die derzeitige Situation. sondern geht die Probleme offensiv an. Dazu passt auch, dass er „nicht von Glück und Pech reden“ wollte, „weil man sich da schnell in die Opferrolle begibt“. Der Trainer, das spürt man, will die Krise unbedingt aus eigener Kraft meistern. Denn, was ein wirklich großer Trainer ist, zeigt sich schließlich erst, wenn es mal nicht so läuft. sid