Rucksack voller Probleme

von Redaktion

Der TSV 1860 lässt die letzte Konsequenz vermissen und hofft auf Erfolg im Toto-Pokal

VON CHRISTOPH FUCHS

Meppen – Quirin Moll stand an historischer Stelle, als er um eine Bestandsaufnahme der Lage der Löwen gebeten wurde. Vor dem Spielertunnel des Meppener Stadions hatte 1994 Werner Lorant den Schlusspfiff erlebt, der den Durchmarsch des TSV 1860 in die Bundesliga besiegelte. Lorant hatte seine Trainerbank verlassen und sich dort postiert, um schnellstmöglich vor dem Platzsturm der jubelnden Löwen-Anhänger in die Kabine flüchten zu können.

Gut 24 Jahre später stand dort nun Mittelfeldspieler Moll. Und vermutlich hätte er es Lorant am liebsten gleichgetan und sich in die Katakomben zurückgezogen, aber die 0:1-Niederlage am Sonntag hatte Fragen aufgeworfen. Und Moll versuchte kurz nach Schlusspfiff, die Richtung vorzugeben für die nächsten Tage, in denen die Dritte Liga wegen Länderspielen pausiert: „Das ist keine Krise. Auf keinen Fall“, sagte Moll, „wir wissen ganz genau, dass wir eigentlich jedes Spiel gewinnen können.“

Das Problem liegt allerdings in der Möglichkeitsform: Obwohl mancher Sieg drin gewesen wäre, gewonnen haben die Löwen inzwischen schon fünf Spiele in Serie nicht mehr. Meppen, seit 1994 der Inbegriff des Löwen-Durchmarschs, hat im Jahr 2018 gezeigt, dass der Drittliga-Aufsteiger in dieser Saison nicht um den nächsten Aufstieg mitspielen wird. Angesichts von Platz elf und einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegsplätze muss das Team von Trainer Daniel Bierofka tabellarisch erstmal nach unten blicken.

Der Rucksack an Problemen, den die Löwen gerade mit sich herumtragen, ist auf der Reise ins Emsland ein Stück schwerer geworden. Waren es bislang die späten Gegentore gewesen, die die Löwen um einige Punkte gebracht hatten, setzte es in Meppen im elften Saisonspiel das erste Gegentor in Halbzeit eins. Jenseits statistischer Skurrilität ein Zeichen dafür, dass die Abwehrreihe weiter wackelt. Stabilität hatte sich Bierofka von Routinier Jan Mauersberger erhofft, der Meppen aber schon nach drei Spielminuten Richtung Krankenhaus verlassen musste. Diagnose: Mittelgesichtsfraktur. Er wird mehrere Wochen fehlen.

Auch der Löwen-Angriff zeigte im Emsland Defizite, aus dem Spiel heraus passierte wenig. Und auch bei ruhenden Bällen entstand in Abwesenheit des verletzten Standard-Sachverständigen Phillipp Steinhart kaum Gefahr. „Uns fehlt derzeit die letzte Konsequenz sowohl in der Verteidigung als auch im Abschluss“, fasste Trainer Bierofka nach dem Spiel zusammen, „die müssen wir uns wieder hart erarbeiten.“

Trotz Länderspielpause können seine Spieler damit schon morgen unter Wettkampfbedingungen beginnen, dann nämlich geht es im Toto-Pokal nach Buchbach. Es darf davon ausgegangen werden, dass beim Viertligisten nicht nur eine B-Elf aufläuft, sondern auch Stammkräfte wieder in Tritt kommen sollen.

Dass es in der Liga nicht sofort weitergeht, bedauere er, sagte Mittelfeldmann Moll, ehe er in die Meppener Kabine verschwand: „Ich persönlich würde am liebsten gleich am nächsten Wochenende weitermachen.“ Am übernächsten Samstag kommt dann Eintracht Braunschweig nach München. Womöglich ist der Tabellenletzte ein passender Aufbaugegner für die Löwen.

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