Es fehlt etwas Pep

von Redaktion

Analyse der Kovac-Bayern: Zu wenige Spieler auf ihren gelernten Positionen

München – David Niedermeier ist Leiter der Münchner Fußballschule und von MFSFussballtraining.TV. Er analysierte für uns das Spiel des FC Bayern unter Niko Kovac.

Die Aufstellung: Das Hauptproblem gegen Gladbach war eine Fehlbesetzung des Mittelfelds und die damit fehlende Stabilität in der Defensive. Thiago wurde als „6er“ aufgestellt, ist in seiner Art jedoch ein „10er“ oder „8er“ – was bei seinem Fehler zum 0:2 deutlich wurde. Ein gelernter „6er“ hätte sich hier besser vororientiert. Da Thiago gleichzeitig auf der „10“ fehlt, mangelt es an der Balance im Mittelfeld – auch, weil umgekehrt in der Defensive eben der pflichtbewusste Abräumer vermisst wird. Thomas Müller ist ein Spieler, der in die Tiefe geht und nicht der, der sie in die Tiefe spielt. Auf der „8“ geht er viel zu selten in die Tiefe, so nimmt man ihm seine Stärke. Ähnliches gilt für Leon Goretzka, der vom Typus ein „6er“ oder „8er“ ist. Man benötigt im Zentrum auf der „6“ einen Javi Martinez, auf der „8“ einen Thiago und auf der „10“ einen Müller. Gegen starke Gegner vielleicht einen zweiten starken „6er“ mit Goretzka und nur einer „10“. James, der auf links startete, ist kein Flügelspieler, sondern eine „10“. Für Außen fehlt ihm das Tempo, seine Stärken liegen in der Torvorbereitung und bei Bällen in die Tiefe. Auch Chipbälle und Flanken sind seine Spezialität, aber sicher nicht das 1 gegen 1 am Flügel. Fazit: Es spielen zu wenige Spieler auf ihren gelernten Positionen.

Die Taktik: Es wird viel zu wenig hinter die Kette des Gegners gelaufen. Wenn etwa James am Flügel den Ball hat, muss einer der „10er“, „8er“, Flügelspieler der anderen Seite oder David Alaba starten. Somit zieht man den Innenverteidiger aus dem Zentrum, wo sich der nächste Spieler anbieten müsste. Es fehlt auch das Überladen einer Seite, um Überzahl zu schaffen und Gegenpressing zu spielen. So bleibt der Gegner geordnet, man kommt „nicht in die gefährlichen Räume”, wie Mats Hummels sagte. Das ist das, was dem deutschen Spiel bei der WM gleicht: Viel Ballbesitz, alles wirkt so statisch. Zudem fehlt konsequentes Pressing und Forechecking. Um es augenzwinkernd zu sagen: Dem Spiel fehlt neben einer besseren Aufstellung, einer optimierten offensiven Taktik-Ausrichtung etwas Pep.  awe

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