„Das tut weh. Allen“

von Redaktion

Kritik am IOC: Athleten klagen über Bevormundung und fehlende Mitsprache

Buenos Aires – IOC-Präsident Thomas Bach lässt in der Regel keine Gelegenheit aus, die Bedeutung der Athleten für die olympische Bewegung zu betonen. Doch bei den Sportlern wird der Frust über Bevormundung und mangelnde Mitbestimmung immer größer. Rund um die IOC-Session in Buenos Aires wächst der Protest gegen eine vom Dachverband vorbereitete Athleten-Erklärung.

„Wir trainieren und wollen schneller laufen, schwimmen oder unseren Sport besser machen. Dafür erhalten wir aber keine Rückendeckung, keine Mitsprache“, sagte Athletensprecher Petr Koukal (Tschechien) von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA): „Wir bekommen nur die Entscheidungen mitgeteilt – und das tut weh. Allen.“

Auch Max Hartung, Vorsitzender der Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), bestätigt, sieht immer mehr IOC-Gegner unter den Sportlern. „Das ist eine Bewegung und ein grundsätzlicher Trend, den das IOC gerade wahrnimmt und den sie überhaupt nicht aufhalten können“, meinte der Fechter.

Gerade in der Frage um die jüngste Wiederaufnahme Russlands in die WADA nach dem Dopingskandal zeigt sich, wie weit die Meinungen zwischen Funktionären und Athleten auseinandergehen. Victoria Aggar von der Athletenkommission der WADA meinte, sie sei wie viele andere „enttäuscht über die Entscheidung der WADA, ihre eigenen Richtlinien zu ändern, um sich Russland zu fügen“.

Kirsty Coventry, Vorsitzende der Athletenkommission des IOC, attackierte dagegen Sportler, die bei den letzten Winterspielen in Pyeongchang im Februar Protest gegen die Teilnahme Russlands zeigten. „Ich war angewidert, wie mache Sportler die russischen Athleten bei den Olympischen Spielen in Südkorea behandelt haben, es war furchtbar“, sagte die Ex-Schwimmerin aus Simbabwe, heute Sportministerin ihres Landes.

Die Gräben sind tief und werden immer tiefer. Bei der IOC-Session in Argentiniens Hauptstadt droht jetzt ein Eklat, weil sich die Athletenverbände gegen die Verabschiedung der neuen Erklärung des IOC zu den „Rechten und Pflichten von Athleten“ wandten und um Aufschub baten. „Wir sind nicht davon überzeugt, dass die Stimme der Athleten ausreichend gesucht wurde“, formulierten die „Rebellen“ ihre Kritik.  sid

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