Unterhaching – Die Erinnerung lebt, obwohl damals noch nicht mal Stammhalter Markus geboren war. Bis heute graut es Manfred Schwabl bei dem Namen Weinheim. Er war dabei, als der FC Bayern am 4. August 1990 in der ersten Runde des DFB-Pokals beim damaligen Oberligisten in Baden-Baden ausschied. Es war furchtbar, sagt der heutige Präsident der SpVgg Unterhaching: „Wir haben vor der Partie Witze gemacht, nach 30 Minuten auch noch, sogar in der Pause haben wir uns gesagt: ,Des werd scho.’ Als es dann aber in der 80. Minute immer noch 0:1 stand, ging das Gezeter los. Dann konnten wir nix mehr zulegen.“
Vor dem morgigen Spiel der Hachinger beim Bayernligisten ATSV Erlangen sind die Machtverhältnisse längst nicht so klar, dennoch kramt Schwabl die Erinnerung an Weinheim 1990 bewusst hervor – er fordert bei seinem Drittligisten volle Konzentration auf das Erreichen des Toto-Pokal-Halbfinals. „Da will ich keine Diskussionen, das ist genauso wichtig wie jedes Liga-Spiel“, sagt der Präsident, „es werden zwar keine angeschlagenen Spieler auf den Platz gejagt – aber rotieren werden wir nicht. Wir müssen da mit der bestmöglichen Elf und der bestmöglichen Einstellung in dieses Spiel. Der Toto-Pokal hat jetzt Priorität, weil unser Verein Großes vorhat und jede Einnahme gut brauchen kann.“ Im Halbfinale könnte es zu einem Duell mit dem TSV 1860 kommen, der in Buchbach antritt. „Ein weiteres Derby würde ich gern mitnehmen“, sagt Schwabl, „finanziell genauso wie sportlich.“
Jimmy Müller und Lucas Hufnagel sollen in Erlangen noch pausieren, aber Spieler wie Dominik Widemann, Stefan Schimmer und Thomas Hagn sind laut Schwabl sowieso keine Spieler aus der zweiten Garde: „Die könnten jede Partie genauso wie die anderen auflaufen, sie sind ganz nah dran an unseren bisherigen Stammspielern.“
Würde man jetzt den Toto-Pokal „auch noch rocken, wäre ich mit dem Saisonstart total zufrieden“, so der Präsident. „Elf Spiele in der Liga, 18 Punkte – das hätte ich vorher sofort unterschrieben.“ Zuletzt fünf Spiele ohne Sieg seien laut Schwabl kein Problem: „Wir haben vier davon auch nicht verloren, müssen kontinuierlich punkten und tun gut daran, die Trauben nicht zu hoch zu hängen. Es geht immer um die Entwicklung des Teams, und die passt einfach gerade richtig gut.“
Vor einem Jahr war im Toto-Pokal Schweinfurt Endstation. „Das war chaotisch, mit Gelb-Rot für Sascha Bigalke und zwei Gegentoren in den letzten Minuten“, erinnert sich Schwabl, „das braucht kein Mensch mehr. Aber wir sind weiter als letztes Jahr.“ Allerdings musste Haching in der letzten Runde beim 6:5 im Elfmeterschießen in Burghausen zittern. „Wir sind gewarnt“, sagt Schwabl. Notfalls erzählt er einfach noch einmal von Weinheim 1990, zur Schärfung der Sinne.