Augsburg – Daniel Baier, der Routinier, Kapitän und Jubilar (250. Bundesligaspiel) des FC Augsburg, versuchte es mit seinem ganzen Repertoire an Rhetorik, dem Kollegen Fabian Giefer beizustehen.
Mit Witz: „Was passiert? Der Fabian wird alleine trainieren und alleine am Dienstag nach München fahren müssen. Mit dem Zug.“
Mit Solidaritätserklärung: „Wenn ich meine Fehler aufliste, waren das sicher zehnmal so viele – aber im Mittelfeld ist das nicht so folgenreich. Als Torhüter bist du der Letzte in der Kette, das schaut immer blöd aus.“
Schließlich mit Appellen, weil viele Zuschauer ihren Torhüter auspfiffen: „Jeder im Stadion sollte verstehen, dass, wer das Wappen des FC Augsburg auf der Brust trägt, unsere Unterstützung verdient.“ Wenigstens aus dem Block der Ultras kam etwas Giefer-Support. Baier: „Gab auch welche, die sensibler sind und Gespür haben.“
Was ist passiert beim FC Augsburg und dem Torwart, der vor einem Jahr geholt wurde, nach einer Saison als dritter Mann die Nummer eins sein sollte und dieses Status wohl schon nach vier Spielen Bundesliga zu verlieren droht?
Der FCA spielt fulminant. Aber er hat nur vier Punkte, und wenn man davon ausgeht, dass am Dienstag in Runde fünf beim FC Bayern kein weiterer dazukommt, dann sieht das schon wieder nach Fehlstart und Abstiegskampf aus. Es müssten acht statt vier Zähler sein. Die Punkte, die fehlen, hat eben Fabian Giefer, der Ex-Schalker, weggegeben. Vor einer Woche führte der FCA 1:0 in Mainz und verlor 1:2, weil in der Schlussphase der Keeper zwei Flanken dem Gegner vor die Füße klatschte. Gegen Bremen nun stand es 2:2, Augsburg war im Dauerangriffsmodus, als bei einem Werder-Konter Giefer eine Kruse-Hereingabe relativ unbedrängt durch die Arme und dann noch die Beine flutschen ließ. Klassen staubte zum 3:2-Sieg für Bremen ab. „Ein dubioses Ergebnis, das da auf der Anzeigetafel steht. Die unverdienteste Niederlage, die ich hier erlebt habe“, sagte FCA-Trainer Manuel Baum, der im Spielertunnel nach dem Match Dampf abließ. „Das kann man mit uns nicht machen.“ Angeblich war es ein Gespräch mit sich selbst.
Danach weinte Baum fast, als er über Giefers Situation sprach. „Da steht immer ein Mensch vor einem.“ Er wird dem „Fabi“ wohl sagen müssen, „dass du als Typ absolut in Ordnung bist, aber es kommt eben auch auf die Leistung an. Und die war zweimal schlecht.“ Darunter leidet die Mannschaft, eine verzwickte Situation.
Andreas Luthe könnte den Job im Tor übernehmen; allerdings war er verletzt, hatte „kein torwartspezifisches Training“ (Manager Stefan Reuter). Bliebe als Alternative Benjamin Leneis, 19, der Regionalliga-Keeper. Er machte die Vorbereitung mit, überzeugte. Einen Profivertrag haben ihm die Augsburger aber noch nicht gegeben.