Berlin/München – „Das macht die Liga doch mit Absicht“ – so hatte Don Jackon, Trainer des EHC München, mit gespielter Empörung auf die Ansetzungen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) reagiert: Meister EHC musste beim hartnäckigen Gegner der letzten Finalserie antreten. Jackson konnte den ersten Abend der Saison 2018/19 mit einem Lächeln beschließen: Sein Team kam durch eine kritische Phase und gewann 4:2 (1:0, 1:2, 2:0). Verteidiger Abeltshauser glänzte mit zwei Treffern.
Auf Berliner Eis war gleich wieder die Playoff-Atmosphäre vom April zu spüren. Die Eisbären begannen druckvoll, die Münchner setzten ihre Waffe Effizienz dagegen. Kapitän Michael Wolf scheiterte mit einem Konter (10. Minute) noch am Berliner Torwart Franzreb, der eigentlich als Nummer zwei seines Teams vorgesehen war, aber vorerst alternativlos ist, weil sich Kollege Cüpper schwerer verletzt hat. Vor eineinhalb Jahren hatte Franzreb zuletzt ein DEL-Spiel gemacht.
Das 1:0 für den Meister EHC erzielte in der 16. Minute Maxi Kastner; der prominente Neuzugang Matt Stajan war ein bisschen daran beteiligt (wobei ihm der Puck eigentlich versprang). Verteidiger Kony Abeltshauser staubte in der 25. Minute zum 2:0 ab. Stille in der großen Arena. Die dann aber wieder erwachte: Thomas Oppenheimer verkürzte nach einem Solo von Dany Richmond zum 1:2 (31.), Florian Kettemer glich zum 2:2 aus (38.). Der Ex-Münchner, den Berlin kurzfristig verpflichtet hatte. „Es freut mich, ein kleines Statement zu setzen“, sagte Kettemer bei telekomsport.de. „Im ersten Drittel haben wir Chancen gehabt, sie aber nicht genutzt.“
Für Aufregung sorgte ein Check des Münchners John Mitchell gegen Thomas Oppenheimer kurz nach dessen Treffer. Der Berliner flog in die Bande, blieb dann liegen. Offensichtlich eine Schulterverletzung, man brachte ihn ins Krankenhaus.
Grimmigkeit kam in die Partie. Strafzeit hier, Strafzeit da. Überzahlspiel ist die Spezialität der EHC-Kanadier: Shugg traf in der 45. Minute im Powerplay zum 3:2. Die So-gut-wie-Entscheidung das 4:2 von Abeltshauser, dem – nicht Verteidiger-Alltag – die Ausführung eines Penaltys anvertraut wurde. Es wurde ein Gusto-Stückerl. „Ich habe auch nicht gewusst, dass ich das kann“, sagte er.
Der EHC konnte in Berlin mit komplettem Kader antreten. Alle Stars waren gesund, da mussten die in der Vorbereitung regelmäßig eingesetzten Mayenschein, Daubner, Quaas weichen. Und, wer weiß? Vielleicht kommt noch ein Hochkaräter dazu.
Am Donnerstag bestätigte Yannic Seidenberg, dass er gerne noch mal mit seinem Bruder Dennis in einer Clubmannschaft spielen würde; die Wege der Seidenbergs hatten sich früh getrennt. Dennis machte Karriere in der NHL – bis zum Gewinn des Stanley Cups; Yannic brach einen Nordamerika-Versuch ab und wurde in der DEL zur festen Größe.
Von Dennis Seidenberg gibt es nun Neuigkeiten. Sein NHL-Vertrag bei den New York Islanders war nach einer von Verletzungen durchzogenen Saison 2017/18 nicht verlängert worden, doch er ist bei seinem Verein ins Trainingscamp eingerückt und hat somit eine Chance, sich für ein neues Beschäftigungsverhältnis zu qualifizieren. Er ist einer von 21 Verteidigern, die um einen Vertrag kämpfen. Dennis’ Familie lebt in Boston, er will bei einem Club in Reisenähe unterkommen. Falls es mit der NHL für den 37-Jährigen nichts mehr wird, ist der EHC München eine Option (neben dem Karriereende).