Plowdiw – Oliver Zeidler saß in der aufblasbaren Eistonne, streckte die Füße von sich und grinste zufrieden. „Das war einfacher, als ich gedacht habe. Jetzt liebäugle ich schon mit einer Medaille“, sagte der Ruder-Neuling nach seinem souveränen Einzug ins WM-Finale. Mit diesen Worten schüttelte der 22-Jährige die kleinen Eiswürfel ab, entstieg dem kühlen Nass und genoss die Sonne von Plowdiw.
Für Zeidler ist die WM-Medaille im traditionsreichen Einer in der Tat zum Greifen nahe. Im Halbfinale lieferte er sogar dem großen Tschechen Ondrej Synek, der in Bulgarien den fünften WM-Titel in Folge anstrebt, einen großen Kampf. Am Ende lag Synek nur eine überschaubare halbe Bootslänge vor dem Deutschen. „Ein bisschen mehr wäre noch drin gewesen. Ich weiß aber nicht, was Synek dann gemacht hätte. Wir sind beide fit. Im Finale entscheidet es sich“, sagte Zeidler kämpferisch.
Sein Saisonziel hat Zeidler ohnehin schon jetzt erreicht. Bis vor zwei Jahren war der Quereinsteiger aus Erding noch Schwimmer, dann wechselte er die Sportart. „Mein Saisonziel habe ich jetzt erreicht, ich wollte ins Finale. Jetzt ist alles nur noch Bonus“, sagte der Enkel von Ruder-Olympiasieger Hans-Johann Färber und fügte an: „Im Finale schätze ich vier der sechs Starter etwas stärker ein – darunter auch ich.“
Sollte Zeidler am Sonntag (11.04 MESZ) tatsächlich auf dem Treppchen landen, wäre das aber immer noch eine dicke Überraschung. Letzter Deutscher auf dem Podest war Marcel Hacker, der 2013 in Südkorea zu Bronze gerudert war. Hacker ist bis heute auch der letzte DRV-Starter, der Silber (2006) und Gold (2002) bei einer Weltmeisterschaft holte.
Den Einzug ins Finale schafften am Freitag auch Vierer-Olympiasiegerin Annekatrin Thiele (Leipzig) im Einer sowie die Medaillenkandidaten Timo Piontek und Lars Hartig (Koblenz/Friedrichstadt) im Doppelzweier. Beiden Booten reichte in ihren Halbfinals ein dritter Rang. Carina Bär und Michaela Staelberg (Heilbronn/Krefeld) verpassten dagegen im Frauen-Doppelzweier den Endlauf.
Der Deutsche Ruderverband (DRV) ist am Final-Wochenende somit in sechs der 14 olympischen Klassen mit einem Boot vertreten. Größte Gold-Hoffnung ist natürlich einmal mehr der Deutschland-Achter, der am Sonntag (12.15 Uhr MESZ) um die erfolgreiche Titelverteidigung kämpft. Das deutsche Paradeboot wird dort auch auf den alten Rivalen Großbritannien treffen. Der Olympiasieger löste am Freitag ebenso wie der Europameisterschafts-Dritte Rumänien über den Hoffnungslauf das Finalticket. sid