München – Lothar Matthäus wird auch in dieser Champions League-Saison wieder für „Sky“ als Experte dabei sein. Der ehemalige Kapitän des FC Bayern über . . .
. . . die Aussichten der deutschen Teilnehmer: „Alle vier können das Achtelfinale erreichen – beim FC Bayern ist die Wahrscheinlichkeit mehr als 99 Prozent, aber auch die anderen wurden vom Losglück verfolgt. Das ist wichtig für den deutschen Fußball, denn er hat in den letzten Jahren enorm an Strahlkraft verloren. Wir müssen aufpassen, haben uns international nicht mit Ruhm bekleckert und bei der WM richtig auf die Fresse bekommen. Die anderen Nationen haben aufgeholt.“
. . . die Titelchancen des FC Bayern: „Der FC Bayern hat eine gute Mannschaft und mit Niko Kovac einen Trainer, der frischen Wind bringt. Mir gefällt sein Charakter, seine Mentalität – er weiß, was zu tun ist, sonst tanzen ihm diese Spieler, die schon acht Mal die Meisterschaft gewonnen haben, auf der Nase herum. Er steht zu seinen Entscheidungen und wer das nicht kapiert, wird es unter ihm sehr schwer haben. Generell sehe ich neben den Bayern sieben Clubs, die den Titel holen können: Liverpool, Manchester City, Paris, Real Madrid, Barcelona, Atletico Madrid und Juventus Turin. Manchester United ist unter José Mourinho eingeschlafen, Tottenham rechne ich auch nicht die ganz große Qualität zu.“
. . . die Entwicklung von Thomas Müller: „Für mich ist er unantastbar, nur aus taktischen Gründen kann man mal andere vorziehen. Wenn ich mehr auf Ballbesitz aus bin, sind James oder Thiago vielleicht bessere Optionen, aber Müller gefällt mir schon wieder viel besser als bei der WM. Seine Körpersprache zeigt, er hat Russland hinter sich gelassen. Bei ihm war es wichtig, dass Kovac ihm mal eine klare Position gegeben hat: Er ist die rechte Nummer acht. Er ist keine Sieben, keine Neun, keine Zehn. Als rechter ,Achter’ fühlt er sich am wohlsten. Auch Joachim Löw sollte ihn da einsetzen, wo er am stärksten ist. Rechts außen sind Julian Brandt oder Leroy Sané Alternativen.“
. . . das Verfallsdatum von Franck Ribery und Arjen Robben: „Ihre Zeit ist noch nicht vorbei, aber sie müssen kapieren, dass sie ein Trainer schonen will, wenn sie mal nicht spielen. Sonst ist die Batterie leer. Ich habe beide auf der USA-Reise mit Bayern gesehen: sie sind schnell, sie sind frisch – aber sie können nicht das Maximum geben, wenn sie schon 60 Spiele in den Knochen haben. Die Aufgabe von Kovac ist außerdem, die Jungen wie Kingsley Coman, Serge Gnabry oder auch ab dem Winter Alphonso Davies einzubauen. Franck und Arjen müssen da mitspielen.“
. . . Bayerns Passivität auf dem Transfermarkt: „Man muss vernünftig einkaufen – für welche Position müsste der FC Bayern denn aktuell 60, 70, 80 Millionen in die Hand nehmen? Diese Saison sehe ich da keinen Bedarf. Im nächsten Sommer steht der Transfer von James fest. Die Bayern könnten schon jetzt für 200 Millionen einkaufen, aber sie stellen sich zurecht die Frage: Wer hilft uns weiter? Vernunft ist Trumpf.“
. . . die Stagnation von Renato Sanches: „Sanches wird dem FC Bayern nicht mehr groß weiterhelfen. Er war bei der EM einer von Portugals entscheidenden Spielern, mit ihm hat sich das Spiel verändert. Aber bei Bayern ist die Konkurrenz zu stark, um für ihn eine Position zu finden – oder einen Platz auf der Bank zu reservieren. Bei ihm ist es ähnlich wie bei Mario Götze in Dortmund: Ihm fehlt die Schnelligkeit und das Defensiv-Denken, er bleibt zu oft stehen. Man hätte ihn im Sommer abgeben müssen.“
. . . Joshua Kimmichs Stippvisite auf der „Sechs“: „Hätte die Nationalelf einen Sechser, wäre Kimmich da nicht zur Sprache gekommen. Wie Philipp Lahm ist er so intelligent und kann beide Positionen spielen. Bei Bayern würde ich Javi Martinez auf der ,Sechs’ vorziehen und Kimmich weiter rechts hinten einsetzen.“
. . . Neuzugang Leon Goretzka: „Ein sehr guter Transfer des FC Bayern – das ist ein Antreiber, einer, der viel arbeitet und torgefährlich ist. Er wird auch in der Nationalelf ein wichtiger Mann werden.“
. . . die Systemdiskussion im Fußball: „Ich finde Ballbesitzfußball gut – wenn man die Spieler dazu hat. Löw oder auch Spanien hatten das bei der WM nicht. Für Ballbesitzfußball brauchst du hinten eine gute Absicherung, Spieler für 1:1-Situationen und einen Vollstrecker vorne. Das alles hat der FC Bayern. Man kann weiter mit Ballbesitzfußball erfolgreich sein.“