-Christian Richter, wir melden uns auf Ihre Kleinanzeige – aber nicht, um ein Gebot abzugeben . . .
Gut so, die Flut an Anfragen ist nämlich schon jetzt brutal. Stand Freitagmittag waren es 4660 Aufrufe. Und 98 Gebote wurden abgegeben.
-Wie kamen Sie auf die Idee, das altehrwürdige Grünwalder Stadion mit Lego nachzubauen?
Es ist ein Kindheitstraum, den ich mir da verwirklicht habe. Als kleiner Bub hatte ich das schon mal versucht, es aber farblich und optisch nicht so gut hinbekommen. Jetzt war es so, dass meine Frau schwanger wurde und anfangen hat, sich die Zeit mit Puzzeln zu vertreiben – da hab ich mir dann halt auch eine Beschäftigung gesucht.
-Vermutlich sind Sie nicht nur ein großer Lego-, sondern auch ein glühender 1860-Fan.
Das geht ja gar nicht anders (lacht). Mein Vater hat mich schon früh mit zu Sechzig genommen. 1991 oder ’92 war mein erster Stadionbesuch, direkt im Grünwalder. Seither fasziniert mich dieses Stadion. Die Lage mitten in der Stadt, die tolle Atmosphäre. Dazu kommt, dass ich selber mal bei 1860 gespielt habe.
-Tatsächlich?
Ja, vier Jahre lang, von der C- bis zur A-Jugend. Ernst Tanner hatte mich geholt und war auch mein Trainer. Ich war im Jahrgang mit Benny Lauth, Andi Görlitz, Marcel Schäfer, Daniel Baier. Eine Saison haben wir sogar im Grünwalder gespielt. Jetzt, wo die Profis zurückgekehrt sind, kamen die schönen Erinnerungen wieder hoch. Die hab ich dann in Lego umgesetzt.
-Mit handelsüblichen Legoteilen kommt man da aber nicht weit, oder?
Das stimmt. Nach langer Suche habe ich aber einen Internetshop gefunden, der aus aller Welt Lego ordert – zu halbwegs günstigen Preisen.
-Klingt nach einer längeren Planungsphase.
Oh ja. Bevor ich endlich den Grundstein legen konnte, hab ich stundenlang mit dem Handy recherchiert, auch noch abends im Bett. Ich hab das bestimmt zehnmal aufgebaut und direkt wieder zerlegt – bis ich irgendwann der Meinung war: Jetzt schaut’s annähernd realistisch aus. Wenn man so was macht, dann will man es schon gut hinkriegen und nicht nur so ungefähr.
-Können Sie beziffern, wie viele Stunden Sie geopfert und wie viele Teile Sie verbaut haben?
Puh, ganz schwer. Ich hab immer wieder was gemacht, aber auch Pausen eingelegt, wenn mir der Rücken wehgetan hat. Dadurch, dass ich als Kind viel Lego gespielt habe, bin ich im Bauen recht schnell. Stundenmäßig lag ich da bestimmt noch im dreistelligen Bereich. Bei den Teilen dürfte es sich im Bereich 9000, 10 000 Stück bewegen. Allein ein Zuschauer besteht ja aus drei Teilen. Insgesamt hab ich locker 700 Euro verbaut.
-Und Sie haben ja wirklich an alles gedacht, sogar an den Polizeicontainer.
Wie gesagt: Wenn schon, dann gescheit. Besonders wichtig war mir neben der Stadionhülle die Westkurve, die mich schon immer fasziniert hat – es ist nämlich gar nicht so leicht, eine Kurve aus Lego zu bauen. Dazu musste ich auf die Eingänge achten – dass die auch da sind, wo sie wirklich liegen. Wenn ich ins Stadion bin, hab ich daher geschaut, dass ich möglichst früh dran bin. Da hab ich dann irre viel Fotos gemacht – aus allen Perspektiven.
-Ist Ihr Stammplatz auch in der Westkurve?
Am liebsten stelle ich mich in den Block J. Weil der so lange gesperrt war. Leider hab ich keine Dauerkarte abbekommen, aber der freie Verkauf funktioniert auch ganz okay. Sobald das Fenster im Shop öffnet, bin ich zur Stelle und kauf’ mir mein Ticket.
-Und jetzt wollen Sie Ihr Werk verkaufen? Nachdem Sie so viel Herzblut reingesteckt haben?
Ich hab lange überlegt. Meine Frau hat auch gesagt: Behalte es doch! Ich teile meine Freude aber gerne – und wenn ich damit einen anderen Fan glücklich machen kann . . .
-Welche Summe wollen Sie denn erzielen? Wir tippen mal auf 1860 Euro.
Das wäre schön (lacht).
-Naheliegend wäre aber auch, es für Ihren Sohn aufzubewahren.
Den Gedanken hab ich natürlich auch im Hinterkopf. Noch ist er zu klein, zehn Monate. Ich will aber nicht ausschließen, dass ich vielleicht noch so ein Teil baue.
Interview: Uli Kellner