Der „Katsche“ von Haching

von Redaktion

Marc Endres hat sich auf Anhieb als Defensivstütze in der Startelf etabliert – sogar die Geburt seiner Tochter richtet sich nach der SpVgg aus

VON ANDREAS WERNER

Unterhaching – Eine Geburt kann eine ganz schöne Strapaz sein, so hört man(n) zumindest, und hin und wieder lässt der Neuankömmling das nötige Gespür für den Alltag der Eltern vermissen – was ja auch verständlich ist, woher sollte man denn da schon eine Idee haben? Im Falle von Marc Endres jedoch lief neulich alles profihaft ab. Der Innenverteidiger der SpVgg Unterhaching konnte seinen Arbeitstag verrichten, eroberte mit einem 3:0 gegen Braunschweig die Tabellenführung der Dritten Liga, feierte noch eine Weile im Sportpark mit den Fans, fuhr nach Hause – und dann recht gleich weiter ins Krankenhaus. Töchterchen hatte Geduld gehabt bis zum Schlusspfiff, und krönte am Abend das Glück, als es gesund auf die Welt kam.

Eigentlich war der Nachwuchs – der zweite nach dem Stammhalter im Hause Endres – schon etwas überfällig, bereits beim Auswärtsspiel zuvor in Wehen-Wiesbaden lag ein Hauch Hochspannung in der Luft. „Aber Marc hat auch das wie alles andere mit der ihm eigenen Souveränität gemeistert“, erzählt sein Trainer Claus Schromm, „er hat uns mit seiner Art überrascht. Wir wussten, dass er viel Dritte Liga mitbringt und ein Anführer sein kann – aber dass er so schnell in unsere Unterhaching-Denke findet, ist einfach überragend.“ Präsident Manfred Schwabl sagt, er habe den Eindruck, der 27-Jährige würde schon immer da hinten die Viererkette der SpVgg zusammenhalten.

Die Hachinger haben den Hünen vom Bodensee schon lange beobachtet. Im Sommer konnten sie ihn vom Chemnitzer FC loseisen. Endres unterschrieb für vier Jahre. „Das zeigt uns, dass er mit uns etwas vorhat“, so Schwabl, „er hat absolut Zweitligaformat.“ Endres habe „sofort das Kommando ergriffen, vom ersten Training an“, sagt Schromm, dem neben den Qualitäten als Führungskraft auch die hohe Lernauffassung seines Neuzugangs imponiert. In einer der ersten Trainingseinheiten, berichtet der Coach, unterlief Endres ein Fehler. „Er rief sofort ,Stopp, stopp, stopp – ich hab’s begriffen!’ Wir wiederholten den Spielzug, und er machte den gleichen Fehler gleich wieder.“ Bis heute ist die Aktion intern ein Lacher. Aber den Fehler hat Endres seitdem nie mehr gemacht.

Wie groß der Respekt vor dem Neuen ist, zeigt allein der Spitzname, den ihm die Kollegen verpasst haben: Endres wird „Katsche“ gerufen, und jeder in Bayern weiß, was für ein Ritterschlag da dahinter steckt. Mit seiner Robustheit und seiner Verlässlichkeit hat er sich den Kampfnamen verdient, sagt Schromm. Der junge Christoph Greger profitiert an seiner Seite von der Erfahrung enorm, und sogar Kapitän Seppi Welzmüller muss nun um seinen Platz im Team kämpfen. „Aber Konkurrenz auf dem Niveau brauchen wir“, sagt Schwabl, „das ist Profitum, die Burschen nehmen das auch super an.“

Auf dem Platz ist mit ihm nicht zu spaßen („er will jeden Zweikampf gewinnen, er gewinnt auch jeden Zweikampf“, sagt Schwabl) – aber außerhalb kommt er laut dem Präsidenten durch seine sympathische Art an: „Er hat einen gewissen Schmäh.“ Beim Hüttenabend in der Vorbereitung in Schlanders mussten die Neuen singen. Jeder wählte, wie der Clubchef es ausdrückt, „eher so sentimentale Lieder“. Sein Sohn Markus sang etwa „Weilst a Herz hast wie a Bergwerk“ – doch Endres scherte aus: Er setzte sich eine Gockelmaske auf und rockte los. „Das zeigt Selbstvertrauen, ohne überheblich zu wirken“, findet Schwabl. Das Töchterchen kann sich jetzt schon freuen, wenn Papa mal als Gockel den Gaudiburschen gibt.

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