Nicht nur schmückendes Beiwerk

von Redaktion

Für Bayern-Trainer Niko Kovac hat der DFB-Pokal einen hohen Stellenwert – keine Experimente

Von Elisabeth Schlammerl

München – Ottmar Hitzfeld und Jürgen Klopp ist es schon passiert, Jupp Heynckes in den neunziger Jahren sogar zweimal hintereinander. Es gehört fast zu jeder erfolgreichen Trainerkarriere, gegen einen unterklassigen Verein im DFB-Pokal auszuscheiden. Niko Kovac hat diese Erfahrung noch nicht gemacht, zumindest nicht als Bundesliga-Trainer. Als Spieler schon „das eine oder andere Mal“, wie sich der Coach des FC Bayern erinnert.

1995 gegen Lok Stendal zum Beispiel, da hatte Kovac mit Hertha BSC Berlin gegen den damaligen Regionalligisten in der zweiten Pokal-Runde 2:3 nach Verlängerung verloren. Ein Jahr davor war für die Hertha und Kovac sogar schon in der ersten Runde Schluss, ebenfalls im Duell mit einem Regionalligaclub. Kickers Offenbach warf den Bundesligisten mit einem 3:1-Sieg aus dem Wettbewerb.

Allerdings gibt es kaum einen Trainer mit einer besseren Pokal-Bilanz als Kovac. Nur ein Spiel hat er bisher verloren. Sein ehemaliger Verein hat unter seiner Regie zweimal nacheinander das Finale in Berlin erreicht. 2017 gab es gegen Borussia Dortmund eine Niederlage, in diesem Jahr den Triumph gegen die Bayern.

Die Gefahr, dass der 46-Jährige nun zum ersten Mal auch als Trainer an einem sogenannten kleinen Vertreter scheitert, ist nicht besonders groß. Die Münchner, die am Samstag beim Nord-Regionalligisten SV Drochtersen/Assel antreten, sind zum letzten Mal vor 18 Jahren gegen einen Amateurverein ausgeschieden. Aber immerhin wäre dem Gegner fast schon einmal eine Pokal-Überraschung gelungen. 2016 gewann Borussia Mönchengladbach in der ersten Runde nur mit Mühe 1:0 im Kehdinger Stadion von Drochtersen.

Der Bayern-Trainer jedenfalls nimmt den Gegner ernst genug, um keine Experimente zu wagen. „Wir werden schon mit der vollen Kapelle auflaufen“, sagte Kovac, der nur auf die verletzten David Alaba und Serge Gnabry verzichten muss. Er wird sogar auf den sonst bei Erstrunden-Begegnungen der Bayern nicht unüblichen Torwart-Tausch verzichten und mit der Nummer eins Manuel Neuer antreten. weil dem fast eine komplette Saison verletzten Kapitän „jedes Spiel nach der langen Pause helfen wird“, fand Kovac vor der Reise an die Elbe. Als Härtetest für den Bundesliga-Start sechs Tage später gegen 1899 Hoffenheim taugt die Begegnung in der Provinz allerdings noch viel weniger als der Supercup am vergangenen Sonntag gegen Eintracht Frankfurt.

Wie vor jedem Pflichtspiel üblich haben Kovac und sein Team auch Videos des Gegners aus der Vierten Liga studiert und dabei Erkenntnisse gewonnen, die ihn nicht überrascht haben, aber keinen riesigen Einfluss auf seine Vorbereitung haben. „Wir sind klarer Favorit, deshalb müssen wir uns um uns kümmern.“

Bei Eintracht Frankfurt war der DFB-Pokal „der kürzeste und schnellste Weg, um international dabei zu sein“, sagte Kovac. Deshalb habe ein besonderes Augenmerk in den vergangenen beiden Jahren darauf gelegen. Beim FC Bayern sind die Ansprüche andere, höhere. Der DFB-Pokal gilt mehr als schmückendes Beiwerk, und bliebe es der einzige Titel am Ende einer Saison, würde die Freude darüber wohl sehr dezent ausfallen.

Der von großen Erfolgen in seinem Trainerjob noch nicht sehr verwöhnte Kovac macht keinen großen Unterschied. „Titel ist Titel“, sagt er. Für ihn hätten „alle die gleiche Wertigkeit“, wenngleich er zugibt, dass diese Meinung nicht sehr viele beim deutschen Rekordmeister teilen würden. „Ich bin der Meinung, der DFB-Pokal ist ein schöner Pokal“, sagt er. „Und den hätte ich gerne noch einmal in den Händen.“

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