Gegner aus der Vergangenheit

von Redaktion

1860 rechnet sich im DFB-Pokal gegen Kiel etwas aus – auch weil Daniel Bierofka den anderen Trainer sehr gut kennt

von christopher meltzer

München – Am Freitagmittag hat der Fußballtrainer Daniel Bierofka so einen typischen Daniel-Bierofka-Satz ausgespuckt: Er sagte: „Sie hatten gegen Heidenheim sehr viel Ballbesitz, aber die Rote Karte gegen van den Bergh in der 47. Minute hat den Spielverlauf ein bisschen auf den Kopf gestellt.“

Es ist das Detail, das zählt. Bierofka wusste, dass der Kieler Verteidiger Johannes van den Bergh im Duell mit Heidenheim in der 47. Minute mit einer Roten Karte bestraft wurde. Nun mag man mit dieser an sich simplen Erkenntnis keinen Masterplan aushecken, der Satz belegt aber einmal mehr, wie gewissenhaft sich der Trainer des TSV 1860 auf ein Spiel vorbereitet. Die Fleißarbeit scheint dieses Mal auch besonders wichtig, denn Bierofkas Löwen fordern am Sonntag (18.30 Uhr, Grünwalder Stadion; am Freitag war das Spiel noch nicht ausverkauft) im DFB-Pokal Holstein heraus, einen Zweitligisten.

Bierofka, der Drittliga-Trainer, hat dann noch mehr Einschätzungen zum Rivalen aus dem Norden gegeben. Er lobte den südkoreanischen Offensivmotor Jae-Sung Lee („ein Top-Neuzugang“), später noch die gesamte Mannschaft („sehr unangenehm“). Vor allem aber attestierte er den Kielern einen „zweitliga-untypischen Fußball“ mit „sehr viel Ballbesitz“ – und fügte noch einen wichtigen Satz an: „Aber ist ja klar, das ist Tim Walters Handschrift.“

Das vielleicht größte Argument, warum 1860 Kiel besiegen kann, ist, dass Bierofka den Trainer auf der anderen Seite ziemlich gut kennt. Tim Walter hat in der vergangenen Jahr die zweite Mannschaft des FC Bayern trainiert – und zweimal gegen den Löwen gecoacht. Bierofka erinnert sich an die „mutige Spielweise“, die Walter stets wählte. Das Problem mit dem Argument ist nur: Walter weiß eben auch, auf welche Art des Fußballs Daniel Bierofka steht – und hat sie schon entschlüsselt: In der Regionalliga hat Walter seinen Kollegen Bierofka zweimal bezwungen.

Von der „tz“ ist Walter gerade erst gefragt worden, ob er eine Rechnung mit den Löwen offen habe. Da antwortete er nur: „Warum? Ich habe beide Derbys gewonnen.“ Auf derlei Spielchen wollte sich Bierofka am Freitag gar nicht erst einlassen. „Ich spiele nicht gegen Tim Walter“, sagte er, „sondern gegen Kiel.“

Er beschäftigt sich lieber mit seinen Spielern, denen er am Freitag spontan freigab, weil er gespürt habe, „dass sie mental und körperliche eine Pause brauchen“. Einen Wackelkandidaten gibt’s trotzdem. Daniel Wein, der auf der „Sechs“ eigentlich gesetzt ist, fehlte zuletzt im Training.

Im Tor vertraut Bierofka auf Marco Hiller, der in der 3. Liga nur auf der Bank sitzt, seinen Vertrag aber trotzdem verlängert hat – laut „tz“ bis 2020. „Das war ein Statement seiner Persönlichkeit“, sagte Bierofka. Das nächste soll er am Sonntag setzen.

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