von Redaktion

VON ARMIN GIBIS

München – Von Emanuel Buchmann wird einiges erwartet. „Er soll nicht nur in die Pedale treten“, sagt Ralph Denk, Manager des Radrennstalls Bora-hansgrohe, „sondern er soll auch zeigen, dass er eine Mannschaft führen kann.“ Buchmann steht vor einem ganz besonderen Härtetest. Erstmals wurde der 25-Jährige als Kapitän für eine große Profi-Rundfahrt nominiert. Bei der am 25. August startenden Vuelta in Spanien soll der wortkarge Mann aus Ravensburg nicht zuletzt den Beweis antreten, dass er sogar zu noch Höherem berufen ist. „Wenn Emu sich bewährt“, betont Denk, „dann wird er im kommenden Jahr auch unser Kapitän bei der Tour de France sein.“

Emanuel „Emu“ Buchmann zählt ja zu einer in Deutschland ganz raren Spezies: Ihm wird zugetraut, als sogenannter Klassementfahrer bei mehrwöchigen Etappenrennen weit vorne zu landen. Seit den Zeiten von Jan Ullrich und Andreas Klöden hat es hierzulande keinen Pedaleur mehr mit dieser Begabung gegeben. Das Ziel für den dreiwöchigen Trip durch Spanien definiert Denk ziemlich ehrgeizig: „Ein Platz unter den ersten zehn – aber wenn das Rennen gut für uns läuft, ist sogar mehr drin.“

Erste Talentbeweise hat Buchmann schon als Tour-de-France-Teilnehmer geliefert. Bei seiner Premiere 2016 fuhr er auf einen achtbaren 21. Rang und wurde Dritter einer Pyrenäen-Etappe; 2017 wartete er mit Gesamtrang 15 auf. In diesem Sommer ließ Buchmann die Tour aus, er wurde für die Spanien-Rundfahrt geschont. Dass er sich in starker Form befindet, zeigen die bisherigen Ergebnisse: Bei fünf Fernfahrten kam er unter die Top 10; die hochkarätig besetzten Dauphiné, die der spätere Tour-de-France-Sieger Geraint Thomas gewann, schloss der zähe Bora-Mann als formidabler Sechster ab.

Kein Zweifel, Buchmann hat auch in diesem Jahr wieder einen Leistungssprung gemacht. Und bestätigte damit Denk, der den strebsamen Jüngling von Beginn an förderte. Zumal er sich gleich in seiner Debüt-Saison als Profi (2015) mit einer überraschenden Großtat profilierte und als 22-Jähriger seinem Team den deutschen Straßen-Meistertitel bescherte. „Ich bin unglaublich stolz, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, Emanuel in eine Grand Tour als Leader zu schicken“, betonte Denk, „das ist nicht nur für ihn ein besonderer Augenblick, sondern auch für das gesamte Team und mich selbst, schließlich wurde Emanuel vor vier Jahren bei mir im Team Profi.“

Als Edelhelfer wurde dem neuen Kapitän der Pole Rafal Majka zur Seite gestellt. Der 28-Jährige hat bei der Tour de France immerhin schon das Trikot des besten Bergfahrers (2014) gewonnen und zudem einen 3. Platz in der Vuelta-Gesamtwertung (2015, damals fuhr er aber noch für Tinkoff) zu Buche stehen. Ebenfalls mit von der Partie sein wird Boras Superstar: Peter Sagan. Der dreifachen Weltmeister ist jedoch noch angeschlagen – und im Hinblick auf die Vuelta entsprechend vorsichtig mit Prognosen. „Wir müssen abwarten, inwieweit ich mich von dem Sturz bei der Tour erholt habe“, sagte er, „aber ich denke, ich bin auf einem guten Weg zurück an die Spitze.“

Buchmann führt also eine namhafte Equipe an. „Es ist eine Ehre, in einem so starken Team als Kapitän in eine Grand Tour zu gehen“, sagte er – und fügte selbstbewusst hinzu: „Ich bin bereit.“

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