München – Kurz vor dem Ende des Trainingslagers am Tegernsee hat sich Jerome Boateng ausruhen dürfen. Er gehörte zu jenen vier Spielern des FC Bayern, auf die Coach Niko Kovac am Mittwochabend beim Trainingsspiel gegen den FC Rottach-Egern (20:2) verzichtete. Offizielle Erklärungen gibt es dafür keine, inoffiziell höchstens die, dass sich Boateng noch vor dem Supercup am Sonntag bei Eintracht Frankfurt vom FC Bayern verabschiedet und Kovac das wusste..
Die Personalie beschäftigt den Rekordmeister und damit Kovac seit seinen Dienstantritt in München. Da weilte der Nationalspieler zwar noch im Urlaub, aber es gab auch in Abwesenheit von Boateng jede Menge Spekulationen um seinen künftigen Arbeitgeber.
Seit gestern steht jetzt immerhin fest, dass Boateng auf keinen Fall nach England zurückkehren wird. Dort endete um 18 Uhr die Transferfrist. Zuletzt war da aber ohnehin nur noch der FC Arsenal in der Verlosung, allerdings ohne große Ambitionen, wie es schien. Manchester United oder besser Trainer José Mourinho hatte Boateng angeblich bereits am Dienstag am Telefon mitgeteilt, dass sich der Verein nicht mehr weiter um ihn zu bemühen brauche.
Ein bisschen sah die Sache mit Manchester ohnehin wie ein Ablenkungsmanöver aus. Boateng wollte ja eigentlich von Anfang viel lieber zu Paris St. Germain. Und Thomas Tuchel, der neue Trainer des französischen Meisters, will Boateng. Aber die beiden konnten bisher nicht zusammenfinden, und das liegt am Financial Fairplay der UEFA.
Nun scheint Bewegung in die Verhandlungen gekommen zu sein. Aus Paris ist zu hören, dass sich Boatengs Berater, der frühere Bayern-Profi Christian Nerlinger, und PSG-Sportdirektor Antero Henrique, bereits gestern getroffen haben. Laut der Tageszeitung „Le Parisien“ wartet Boateng nur noch auf die Einigung der beiden Vereine.
Es ist außerdem zu hören, dass die Franzosen dabei sind, ein paar Spieler zu verkaufen, um nicht gegen die Regeln des Financial Fairplay zu verstoßen. Vereinfacht besagen die, dass die Ausgaben in einem Zeitraum von drei Jahren die Einnahmen nicht übersteigen dürfen. Der Club aus der französischen Hauptstadt muss also erst Geld verdienen, ehe er wieder tiefer in die Kasse greifen kann.
Ob er aber bereit ist, soviel zu bezahlen, wie die Bayern dem Vernehmen nach für den 29-Jährigen fordern. es sollen 50 bis 60 Millionen Euro sein, ist fraglich. Paris scheint aber wohl Boatengs letzte Chance auf einen Wechsel noch in diesem Sommer zu sein.
Mit Ausnahme von Club-Chef Karl-Heinz Rummenigge gibt es bei Bayern kaum jemanden, der etwas dagegen hätte, wenn Boateng bliebe. Schon in den vergangenen Tagen hatten einige Kollegen dafür plädiert, und nun legte Arjen Robben nach. Es sei „ganz wichtig“, nach Arturo Vidal nicht noch weitere Spieler abzugeben. „Wir haben viel Qualität in der Mannschaft. Das muss zusammenbleiben und dann können wir erfolgreich sein“, sagte er vor der Rückkehr der Bayern vom Tegernsee.
Boateng hat sich allerdings gestern doch verabschiedet – aber nur von den Fans am Tegernsee in einem Tweet auf Instagram. „Danke für die großartige Unterstützung in den vergangenen Tagen“, hieß es. Womöglich erscheint ein ähnlicher Tweet in Kürze noch einmal, aber dann mit einem Dank an alle Bayern-Fans und für die Unterstützung in den vergangenen sieben Jahren in München.