European Championships

Lindemanns großes Kämpferherz

von Redaktion

Die deutsche Triathletin stürzt mit dem Fahrrad, steigt wieder auf und wird Vierte – Schweizerin Spirig gewinnt

Von Jens Marx

Glasgow – Schwer gestürzt, aufgestanden und alles gegeben: Laura Lindemann hat trotz einer großen kämpferischen Leistung eine Medaille bei der Triathlon-EM in Glasgow verpasst. Auf dem blauen Teppich im Strathclyde Country Park lief die 22-Jährige unter dem respektvollen Applaus der Zuschauer als Vierte, aber mit einem leichten Lächeln ins Ziel ein – nach 1,5 Kilometern Schwimmen, 40 Kilometern Radfahren und 10 Kilometern in den Laufschuhen.

„Es war ein extrem hartes Rennen“, sagte Lindemanndem ZDF. „Nach dem Schwimmen war es noch nicht so aussichtslos, nach dem Sturz ging es auf und ab. Beim Laufen hab’ ich alles gegeben, was ging.“

Auf Rang drei – und die erhoffte, ersehnte und angepeilte Medaille – fehlten ihr nach dem Kraftakt auf der Rad- und Laufstrecke 45 Sekunden. Den Sieg sicherte sich Rekordeuropameisterin und London-Olympiasiegerin Nicola Spirig aus der Schweiz mit ihrem sechsten Titel vor der Vorjahresgewinnerin Jessica Learmonth aus Großbritannien und der Französin Cassandre Beaugrand. Bianca Bogen wurde 24., Nina Eim 28., Lena Meißner und Annabel Knoll kamen nicht ins Ziel.

Es passierte kurz nach dem Wechsel auf die Radstrecke. Auf dem engen und hügeligen Kurs wurde Lindemann in einen Sturz von mehreren Konkurrentinnen verwickelt. Kopfüber stürzte die Sprint-Europameisterin von 2017 über ihr Rad, konnte sich aber noch mit den Händen auf dem Asphalt abfangen. „Ich lag unter anderen drunter und musste mich frei kämpfen“, schilderte sie. Lindemann stand auf und stieg wieder aufs Rad.

Im Hamburg beim Sprint-Weltcup Mitte Juli hatte sie eine famose Aufholjagd hingelegt und es bis auf den zweiten Platz geschafft, nachdem sie Probleme beim Anziehen des Laufschuhs gehabt hatte. Diesmal zeigte sie wieder große Moral, teilweise führte Lindemann das 23-köpfige Verfolgerfeld auf dem Rad schon wieder an.

Vorne war die Entscheidung früh gefallen. Spirig zog auf den ersten Metern der Laufstrecke das Tempo an, Learmonth hielt zwar Blickdistanz zur Schweizerin, kam aber nicht ran. Die Frage war, ob die Französin Beaugrand ihren dritten Platz nach dem kraftzehrenden Radkurs halten könnte oder Lindemann noch rankommen würde. Auch hier führte die deutsche Triathlon-Hoffnung die Verfolger öfter an. Der Rückstand war aber zu groß.

Im Ziel spürte Lindemann noch keine Nachwirkungen vom Sturz. „Bisher ist alles in Ordnung“, sagte sie. Am Samstag in der Mixed-Staffel dürfte sie das deutsche Team anführen. Vorher starten an diesem Freitag die Männer, allerdings ohne den deutschen Meister Justus Nieschlag, der wegen Achillessehnenproblemen verzichten musste.

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