Vor ein paar Tagen ist uns ein Bild begegnet, wie es – das war der erste Anschein – viele gibt im Fußball: Eine Mannschaft, ihre Mitglieder sich freuend, weil sie gerade einen Titel gewonnen hatten. Dass es Frauen waren, die sich zu diesem Foto einfanden, war auch nicht ungewöhnlich, schließlich ist Frauenfußball nun ja wirklich etabliert. Das Besondere war: Die Frauen, es waren die des FC Bayern, die soeben die Bayerische Meisterschaft geholt hatten, bekannten sich zu ihrem Alter. Zumindest grob: Sie sind eine Ü 35.
Dass es eine solche Szene gibt, hat uns überrascht. Wohl kennen wir die Welt des AH-Fußballs. Doch noch nie sind wir auf einen Begriff gestoßen, der die weibliche Entsprechung zu „Alte Herren“ wäre. AD (Damen), AF (Frauen), AL (Ladys), AM (Mädchen). Eine Frau würde die Bezeichnung „Alt“ meiden, und wenn sie die Angabe 29 tatsächlich einmal nicht mehr halten könnte, ist sie „reif“. Also RD, RF, RL, RM? Oder hilft ein amerikanischer Begriff? Die Soccer Mom? Klingt gut, trifft es aber auch nicht. Die Soccer Mom ist vor allem die Mutter, die ihren Nachwuchs zum Fußballtraining bringt – weniger die Mama, die selber spielt. In Deutschland ist 35 auch noch nicht zwingend ein Mütteralter.
Gesucht wird also noch ein trefflicher Begriff für eine durchaus gut besetzte Sparte im deutschen Fußball. Der DFB veranstaltet für die Ü 35 sogar Deutsche Meisterschaften, amtierender Champion ist – nicht lachen jetzt – der FFC Asbach Uralt SGS Essen. Selbstironie clever verbunden mit Marketing.
Ü 35 ist momentan die höchste Altersstufe für Frauen, derweil die Männer Ü 40 und Ü 50-Cups austragen. Wo die sportliche Biestigkeit allmählich nachlässt und der Kampf gegen die Taillierung der Trikots irgendwann aufgegeben wird. Sich so dem Verfall hinzugeben, dazu sind die fußballspielenden Frauen offensichtlich noch nicht bereit. Undenkbar, dass in einem Ü 35-Damenteam über Problemzonen und Orangenhaut geredet wird.
Doch aufgrund der demografischen Entwicklung wird der DFB langfristig nicht daran vorbeikommen, auch Wettbewerbe für höhere Frauen-Altersklassen anzubieten. Den Verband, der in den Siebzigern den erstmaligen EM-Gewinn seiner Frauen-Nationalmannschaft mit je einem Kaffeeservice honorierte, dürfte gefallen, dass dieser Preis Jahrzehnte später vielleicht doch noch als passend empfunden werden könnte. Mit kleinen Korrekturen: Latte-Gläser statt Tassen.