Grünwald – Xavier Reckinger hatte sich festgebissen: Selbst als der Bundestrainer der Hockey-Frauen bei der Pressekonferenz nach positiven Erkenntnissen gefragt wurde, sagte er: „Wir müssen einfach besser verteidigen.“ Sein Team hatte alle drei Spiele beim „Four Nations Cup“ in Grünwald verloren. Die ernüchternde Bilanz der „Danas“ beim Härtetest eine Woche vor WM-Beginn in London: 1:2 gegen Argentinien, 2:3 gegen Neuseeland und 0:4 gegen den Turniersieger und Weltranglistenersten, die Niederlande – immerhin allesamt keine Aufbaugegner, sondern mit das Beste, was das Frauen-Hockey weltweit hergibt.
Dem spielerischen Niveau konnte Reckinger dann doch Positives abgewinnen: „Das Tempo war sehr hoch. Und einige junge Spielerinnen haben Fortschritte gemacht“, sagte der Coach. Dann war er aber schon wieder beim Grundproblem aus deutscher Sicht: „Fast alle unsere Gegentore sind zu einfach gefallen.“ Ein Beispiel: Nahezu ungehindert durfte die Niederländerin Maria Verschoor durch die Abwehr spazieren, um das 0:1 vorzubereiten.
Läuferisch kann man den DHB-Frauen nichts vorwerfen, immer wieder bauten die Stürmerinnen um Lisa Altenburg (Club an der Alster) ihr Pressing auf. Mängel kamen aber auch im Angriff zum Vorschein: Ganze zwei Strafecken holten die „Danas“ in drei Spielen heraus. Eine davon habe man verwandelt, die Quote sei nicht schlecht, merkte Reckinger mit leicht ironischem Unterton an. Mut machen wollte Kapitänin Janne Müller-Wieland (UHC Hamburg), mit 276 Länderspielen die Erfahrenste im Team. Nach der Schlusssirene gegen die Niederlande scharte sie die Kolleginnen um sich, wie Mittelfeldspielerin Anne Schröder (Club an der Alster) überlieferte. „Sie hat gesagt, dass wir Danas es gewohnt sind, in der Vorbereitung keine Top-Ergebnisse abzuliefern. Wir dürfen uns jetzt nicht kirre machen lassen und müssen aus den Fehlern lernen.“ Torfrau Julia Ciupka (Rot-Weiß Köln), die ihr Team gegen Neuseeland mit einer Siebenmeter-Parade im Spiel gehalten hatte, verstand die Niederlagen-Serie bei der „Mini-WM“ als Weckruf: „Vielleicht hat’s das mal gebraucht. Wir haben hier nicht gezeigt, was wir können.“
Eine deutliche Steigerung ist nötig bei der WM, die für Deutschland am kommenden Samstag mit dem Spiel gegen Südafrika beginnt. Neben Spanien gibt es in London auch ein Wiedersehen mit den Argentinierinnen, denen in Grünwald in letzter Minute der 2:1-Siegtreffer gelang. Nur der Gruppenerste kommt direkt ins Viertelfinale, die Zweiten und Dritten müssen sich dafür in sogenannten „Cross-Over-Spielen“ qualifizieren. Die Zielvorgabe für die „Danas“ ist klar, das betonte in Grünwald nicht nur DHB-Sportdirektor Heino Knuf, sondern auch Präsident Wolfgang Hillmann: „Unser Anspruch ist das Halbfinale. Aber es wird ein sehr schwerer Weg“.