Das Spiel Serbien gegen die Schweiz lief aus dem Ruder, nicht zuletzt wegen fragwürdiger Jubelgesten von Seiten der Eidgenossen – dabei geriet zur Randnotiz, dass der Serbe Alexandar Mitrovic nach seinem 1:0 ein altes, besonders in München gut vertrautes Ritual neu belebte: das des Ohrschraubers. Der 23-Jährige begab sich dabei auf die weltmeisterlichen Spuren von Luca Toni, der diese Geste einst als Markenzeichen etablierte. Toni holte mit seinen Italienern bei der WM 2006 in Deutschland den Titel. Ein Jahr später holte der FC Bayern den Stürmer, der daraufhin zwei Spielzeiten lang nach einem Treffer im Dress der Münchner am Ohr herumdrehte. Weil er zu Beginn seiner Karriere wegen seiner hölzernen Art lange brauchte, um sich im Profibereich einen Namen zu machen, bedeutete der Jubel so viel wie „Habt ihr’s endlich kapiert, was ich drauf habe?“ Nach 38 Toren in 60 Pflichtspielen sortierte ihn Louis van Gaal dennoch wieder aus – und der spitzfindige Trainer wählte einen durchtriebenen Kniff, um dafür zu sorgen, dass der Italiener beleidigt das Weite suchte: Er zog ihn beim Mannschaftsessen an seinem besten Stück. Am Ohr. ANDREAS WERNER