München – Brooks Koepka legte den silbernen Pokal fast zärtlich in seine Arme. „Mann, es fühlt sich gut an, dieses Ding noch einmal zu halten. Das ist unglaublich“, sagte der 28 Jahre alte Amerikaner freudestrahlend, nachdem er bei der 118. US Open als erster Spieler seit Curtis Strange (1989, 1990) den Titel erfolgreich verteidigt hatte.
Auf dem schwierigen Par-70-Kurs im Shinnecock Hills Golf Club von Southampton/New York siegte Koepka mit 281 Schlägen knapp vor dem Engländer Tommy Fleetwood (282), dem auch eine historische Schlussrunde nicht zum Sieg reichte. Der Weltranglistenerste Dustin Johnson (USA/283) musste sich mit Rang drei begnügen.
Koepka kassierte für seinen Erfolg 2,16 Millionen Dollar Preisgeld, umgerechnet rund 1,86 Millionen Euro. Für ihn ist es der zweite Major-Titel seiner Karriere. „Das ist sehr speziell für mich, großartig. Es gibt wohl niemanden, der glücklicher ist als ich“, sagte Koepka, der seinen Triumph in diesem Jahr über den von 2017 stellte: „Es ist schöner, den Titel zu verteidigen.“
Zumal die Voraussetzungen für Koepka nicht gerade die besten gewesen waren. Im Januar riss er sich eine Sehne am linken Handgelenk an und war wochenlang zum Zuschauen verurteilt. Auch die US Masters im April verpasste er wegen der Verletzung. „Das war frustrierend, auf der Couch zu sitzen und nichts zu tun. Ich konnte mit meiner linken Hand nichts machen, das war kein Spaß“, sagte Koepka.
Die lange Pause steckte der 28-Jährige, der sich in der Weltrangliste von Platz neun auf Rang vier verbesserte, jedoch überraschend locker weg. Es habe sich bei seiner Rückkehr angefühlt, „als sei ich keine drei Monate weg gewesen. Es ist doch nur ein Spiel, das ich seit 24 Jahren spiele. Ich weiß, was ich tun muss“, sagte Koepka lapidar.
So einfach ist es manchmal. Das musste auch Tommy Fleetwood, 27, anerkennen, obwohl der Engländer am Schlusstag mächtig aufdrehte. Mit 63 Schlägen ist er erst der sechste Spieler bei der US Open, dem so ein Score gelang. Doch diese außergewöhnliche Runde war für Fleetwood erst einmal Nebensache. „Für mich ist nur wichtig, dass ich knapp den Sieg verpasst habe“, sagte er.
Von derartigen Ergebnissen ist Deutschlands Spitzengolfer Martin Kaymer (Mettmann) aktuell weit entfernt. Der 33-Jährige hatte den Cut nach der zweiten Runde am Freitag krachend um zehn Schläge verpasst. Vier Jahre zuvor hatte er bei der US Open noch triumphiert.
Damit fand sich das prominente Duo beim zweiten Major des Jahres in bester Gesellschaft. Insgesamt waren sieben ehemalige Weltranglistenerste dem Cut zum Opfer gefallen. Neben Kaymer und Tiger Woods waren dies Ernie Els, Rory McIlroy, Jordan Spieth, Adam Scott und Jason Day. Dagegen war auf Koepka wie im Vorjahr Verlass.