Ein kleines Ratespiel vorneweg: Wie viele Fußballer sind in der WM-Geschichte beim Dopen erwischt worden? Es war tatsächlich nur einer. Allerdings der Größte seiner Zeit. 1994 verriet eine Urinprobe den Argentinier Diego Maradona, er hatte sich wohl einen Ephedrin-Cocktail gegönnt. Ansonsten aber darf der Fußball, der größte Sport der Welt, bis heute behaupten, dass es auf seiner WM-Bühne sauber zugeht. Klingt verdächtig, oder?
Nun kann man es natürlich mit dem berühmten Arzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt halten, der den DFB seit 1995 begleitet und neulich in der „Zeit“ erklärte, dass Doping im Fußball nichts bringe und auch nicht vorkomme. Man kann aber auch einfach mal durch den Jahresreport der Welt-Anti-Doping-Agentur von 2016 blättern, der 79 Dopingfälle im Fußball dokumentiert. Es lohnt sich daher, vor dem großen Turnier in Russland mal wieder einen Blick auf die Kontrollstrukturen im Fußball zu werfen, wo man auch 2018 erstaunt feststellt: Unabhängige Kontrollen wird es nicht geben.
Die FIFA, der mächtige Weltverband des Fußballs, hat die Dopingtests für die WM nämlich mal wieder einer Institution anvertraut, die wohl nur die FIFA für besonders geeignet hält: sich selbst. 2010 ging das dann so: Die Spieler wussten ziemlich genau, wann die Kontrolleure sie in Südafrika besuchen würden. Erwischt hat’s freilich keinen. Und übrigens: Die damals entnommenen Proben sind längst vernichtet, neue Tests mit modernen Nachweismethoden, wie sie in den meisten Sportarten etabliert sind, gibt’s nicht. Klar, der Fußball ist halt nicht wie die anderen. Nur: Warum sollte gerade im Fußball, wo es um so verdammt viel Geld geht, nicht mit allen Mitteln getrickst werden?
Vielleicht gibt die FIFA die WM-Kontrollen nicht ab, weil sie Doping in ihrem schönen Spiel fürchtet. So ein kleiner Bestechungsskandal unter Funktionären beeindruckt viele Fußballfans schon gar nicht mehr. Dass die US-Staatsanwälte die FIFA wie eine Mafia-Organisation behandeln? Egal. Ein Dopingskandal aber hat die Kraft, einen Sport nachhaltig zu zerstören. Vielleicht sogar den Fußball.