Die Hand Gottes und ein Jahrhundertsolo Es dauerte fast 20 Jahre, ehe der Sünder Reue zeigte. Zu spät, denn zum einen ließ sich das Ergebnis nicht mehr anfechten – zum anderen war das Handspiel des Argentiniers Diego Maradona zu diesem Zeitpunkt längst zu einem magischen WM-Moment geworden. Die meisten der fast 150 000 Zuschauer im Aztekenstadion von Mexico City hatten an diesem 22. Juni 1986 zunächst an einen regulären Treffer geglaubt: Dem englischen Verteidiger Steve Hodge war eine Kerze im eigenen Strafraum unterlaufen, der Ball flog in die Richtung des erfahrenen Peter Shilton (damals 36). Der 1,85 m lange Brite eilte aus seinem Tor, um den hohen Ball zu klären, doch der ein Kopf kleinere Maradona sprang hoch – und lenkte ihn ins Tor. „Es war ein bisschen die Hand Gottes und ein bisschen Maradonas Kopf“, sagte er damals im TV-Interview, dessen Inhalt er erst 2005 als Schwindelei enttarnte. Seither gibt der einstige Weltstar zu, den Ball nur mit der Hand gespielt zu haben. Immerhin hatte er im selben Spiel alles dafür getan, Argentiniens Vorstoß ins Halbfinale mit ehrenwerten Taten zu rechtfertigen. Maradona ließ einen Geniestreich zum 2:0 folgen, der ebenfalls in die Annalen einging – ein Solo über 60 Meter, von der FIFA später zum WM-Tor des Jahrhunderts gekürt. Gary Linker gelang nur noch der Anschlusstreffer zum 1:2-Endstand aus Sicht der unglücklichen Engländer. FOTO: IMAGO