Gestern ist das Trainingslager der Nationalmannschaft zu Ende gegangen. Oder eigentlich schon vorgestern. Da fuhr in Eppan ein Sattelschlepper vor und lud die G-Klasse-Mercedesse, die den Spielern als Fuhrpark zur Verfügung gestellt worden waren, auf. Best Never Rest? Da haben wir kurz aufgelacht: Autos, die gefahren werden.
15 Tage Trainingslager waren freilich lang. Irgendwann gehen sie über in einen leisen Ausklang. Das Pressezentrum wird leerer, der Kühlschrank mit den Südtiroler Zauberapfelsäften (einer war gar etikettiert als Grand Cuvé) auch. Die für die deutschen Fußballgäste aufgebaute Zeltstadt wird bald verschwunden sein, ebenso die Sichtplanen des Hotel „Weinegg“ in Girlan. Aus der „Players’ Lounge“ (Formel-1-Simulations-Cockpit, elektronische Dartsscheibe, Flipperautomat) bleibt wohl nur das Schachbrett. Die Kundschaft wird etwas älter werden.
Die Sportzone Rungg wird wieder dem FC Südtirol überlassen, der sich zwei Wochen lang verstecken musste. Sogar die Geschäftsstelle wirkte wie außer Betrieb gesetzt. Der Raum, in dem der Verein seine Pressekonferenzen abhält, diente mal als Studio für Adidas-Aufnahmen, mal als Lager – nebenan war das Presse-Catering. Der FC Südtirol hat sich wirklich zurücknehmen müssen – dabei ist er in der entscheidenden Saisonphase und in den Playoffs unterwegs Richtung italienischer Serie B. Wir werden den Bozener Club mit Sympathie begleiten. Und Eppan fiebert mit dem DFB-Team, hat vorerst aber sein eigenes Programm. Allein an diesem Wochenende: Eppaner Humorfestival, Nacht der Keller (Notte delle Cantine) entlang der Weinstraße, Feuerwehrfest Oberplanitzing.
Heute sind wir in Leverkusen. Noch ein Testspiel. Leverkusen ist (um sein Stadion und die Bayer-Sportanlagen herum) nicht so hässlich, wie das gerne beschrieben wird – und doch ein Kontrast zu Eppan
Von Südtirol ist es womöglich ein Abschied für längere Zeit. Zwar hat der DFB mit seinen Trainingslagern in Alto Adige eine schöne Regelmäßigkeit aufgenommen (2010, 2014, 2018), doch 2022 werden wir wohl nicht in dieser grünen Gegend aufschlagen. Denn: In vier Jahren (genauer: viereinhalb) steht uns die November-/Dezember-WM in Katar bevor. Und Ende Oktober/Anfang November ist Südtirol nicht geeignet, auf Wüstenklima einzustimmen. Einen Törggelen-Aufenthalt, das Südtiroler Spätherbst-Programm zur Weinpresse, wird Joachim Löw vermutlich auch nicht in Erwägung ziehen.
Die FIFA sollte über diese Katar-WM wirklich noch einmal nachdenken. Günter Klein