Donald Trump hält bislang seine Twitter-Finger still, das 224-seitige Hochglanzpapier der FIFA hat der US-Präsident anscheinend noch nicht gelesen. Stolz wäre er aber auf die gute Note für die Bewerbung der USA, Kanadas und Mexikos um die Fußball-WM 2026, die der Weltverband FIFA vergab – und die wie erwartet deutlich besser ist als die für den Konkurrenten Marokko. Gerade wegen Trump muss das aber nichts heißen. Die Wahl durch den FIFA-Kongress am Tag vor dem Anpfiff der WM in Moskau könnte mehr denn je von der weltpolitischen Lage beeinflusst werden. Trump forciert derzeit einen Handelskrieg mit Europa, von dem auch die Co-Bewerber Kanada und Mexiko betroffen sind. Weltweit sind nur noch sehr wenige Länder gut auf den US-Präsidenten und dessen „America first“-Politik zu sprechen. Marokkos Chance, in acht Jahren die erste WM mit 48 Teilnehmern auszurichten, steigt dadurch – trotz der schlechten Bewertung. Die Nordafrikaner bekommen in dem Evaluierungsbericht nur 2,7 von 5 möglichen Punkten. Bei drei der 20 Kriterien sieht die FIFA ein „hohes Risiko“, darunter die Beurteilung der Stadien und Hotelkapazitäten, nur bei sieben ein „geringes“. Die nordamerikanische Kampagne hingegen bekommt 4,0 von 5 Punkten. Die USA, Kanada und Mexiko haben zudem „einen großen Vorteil“ im Bereich der prognostizierten Einnahmen, schreibt der Weltverband, der händeringend nach neuen Geldquellen sucht. Insgesamt könnten 14,3 Milliarden Dollar in die Kasse rächte. Die „United 2026“-Bewerbung wird in keinem Aspekt als problematisch eingestuft. jan mies