München – Es soll ja Löwen-Fans geben, die auch eine Woche danach noch mit dem Hochgefühl des Aufstiegs erwachen. Bei den Verantwortlichen des künftigen Drittligisten dagegen ist längst wieder Ernüchterung eingekehrt. Der Grund für das schnelle Abflauen der Euphorie ist ein weißblauer Klassiker: Es fehlt wie so oft an Planungssicherheit. Zwar haben die Löwen die Lizenz laut Präsident Robert Reisinger ohne Auflagen erhalten, doch um die von Daniel Bierofka ersehnten „Topverstärkungen“ dingfest zu machen, bräuchte es mehr als vage Absichtserklärungen von Hasan Ismaiks Statthalter Saki Stimoniaris.
„Wir haben uns (…) dazu entschlossen, die Wünsche von Daniel Bierofka und Sportchef Günther Gorenzel zu 100 Prozent zu erfüllen“, hatte Stimoniaris vor vier Wochen erklärt. Passiert ist seitdem – nichts. Bis gestern Abend ein weiteres Schreiben des MAN-Betriebsratsvorsitzenden die Runde machte – mit einem zweifelhaften Hilfsangebot des Jordaniers.
„Ismaik und 1860 München – das Paket ist komplett“, lautet die Überschrift der Pressemitteilung. Komplett ist jedoch höchstens die Verwirrung, denn Ismaik bietet lediglich an, ein Darlehen von Hauptsponsor „Die Bayrische“ über zwei Millionen Euro in einen weiteren Kredit bei sich selbst umzuwandeln. Zinslos, zweckgebunden – und nicht ohne Hintersinn. Schließlich ist wirtschaftliche Unabhängigkeit von Ismaik ein Grundprinzip des Präsidiums Reisinger. Ließe sich die e.V.-Führung darauf ein, liefe sie Gefahr, ihre Wählerschaft zu verprellen. Dass Ismaik nach Rücksprache weitere Gelder in Aussicht stellt, ist ein nicht minder verzinktes Angebot. Getoppt wird es nur durch die geäußerte Erwartung der Investorenseite, dass ja Transfererlöse bestehende Finanzprobleme lösen könnten – zum Beispiel, wenn Julian Weigl Borussia Dortmund verlassen und seinem Ex-Klub zehn Prozent der Ablöse in die Kasse spülen würde.
Kaum anzunehmen, dass die neuerlichen Scharmützel die von Bierofka angestrebten Transfers beschleunigen werden – einige Kandidaten von seiner Liste prüfen bereits andere Optionen. Drittliga-Toptorjäger Manuel Schäffler, 29, wird offenbar nicht zu 1860 zurückkehren, sondern seinen Vertrag beim SV Wehen verlängern. Ex-Bayer Stephan Fürstner, 30, hat nun zwar schriftlich, dass Union Berlin nicht mehr mit ihm plant – ob sein Weg zurück nach München führt, ist jedoch fraglich.
Angeführt wird Bierofkas Wunschliste weiterhin vom stürmenden 1860-Fan Stefan Lex, 28. Am Mittwoch wird der langjährige Ingolstädter aus seinem Urlaub zurückerwartet – danach erhofft nicht nur er sich eine Ansage. Im Hintergrund lauert Haching. Und es gibt noch zwei weitere Kandidaten, die das Treiben beim Münchner Investorenklub interessiert verfolgen: Stürmer Adriano Grimaldi, 27, der Preußen Münster verlassen wird und bei Bierofka hoch im Kurs steht. Dazu der bei Bayern ausgebildete Mittelfeldspieler Quirin Moll, 27. Nach Heimstetten, Haching, Dresden und Braunschweig könnte 1860 die nächste Station des Dachauers werden. Vorausgesetzt natürlich, die Gesellschafter können sich doch noch auf eine Etaterhöhung einigen. uli kellner