Budapest – Marco Wittmann steckte der Schreck noch immer in den Knochen, über seinen völlig überraschenden Sieg beim sechsten DTM-Saisonrennen auf dem Hungaroring konnte sich der BMW-Pilot nicht so recht freuen. „Ein unglaubliches Rennen. Damit hätten wir alle nicht gerechnet. Für uns war es ein sehr, sehr glückliches Ende“, sagte Wittmann zwar, schob aber mit Blick auf die schlimmen Unfälle in der Boxengasse nach: „Ich hoffe, dass es den Jungs in der Pitlane gut geht.
Die angesprochenen „Jungs in der Pitlane“ waren zuvor in der Boxengasse bei mehreren schweren Unfällen verletzt wurden. Auf regennassem Beton hatten sowohl der Österreicher Lucas Auer als auch sein italienischer Mercedes-Kollege Edoardo Mortara sowie Bruno Spengler (Kanada/BMW) die Kontrolle über ihre Wagen verloren. Sie rutschten durch die Box und trafen dabei einen Sportwart und zwei Mechaniker.
Der Sportwart wurde zwischen Auers Mercedes und der Betonwand an der Box eingeklemmt. Er erlitt nach Auskunft der DTM schwere Beinverletzungen und wurde per Helikopter ins Krankenhaus gebracht, zwei „mittelschwer verletzte“ Personen folgten per Krankenwagen. Spengler und Mortara trafen ihre wartenden Mechaniker, die teilweise nicht mehr ausweichen konnten.
Dafür wurde das Trio nachträglich von der Rennleitung disqualifiziert. Damit verliert Spengler den siebten, Auer den neunten und Mortara den zehnten Platz. Mortara und Spengler erhielten zusätzlich auch noch eine zur Bewährung ausgesetzte 10-Platz-Strafe für die nächsten Rennen. Beide Fahrer seien laut Rennleitung von ihrem Team auf die rutschigen Verhältnisse hingewiesen worden.
Nach langem Warten wurde das Rennen mit einer Restdauer von 28 Minuten und einer zusätzlichen Runde hinter dem Safety Car erneut gestartet. Die sechs BMW, die das gesamte Wochenende über geschwächelt hatten, profitierten davon, dass sie bereits den Pflichtboxenstopp absolviert hatten. So mussten sie in der kurzen Renndauer nicht mehr an die Box – das spülte sie allesamt an die Spitze.
Für Wittmann war es der erste Sieg des Jahres, hinter ihm machten Timo Glock (Wersau) und Philipp Eng (Österreich) den Dreifachsieg von BMW perfekt. Glock (90 Punkte) übernahm zudem wieder die Führung in der Gesamtwertung.
Das Ergebnis war aber nur zweitrangig. Vor allem Auer war bestürzt. „Es ist schrecklich, ich würde mich am liebsten um ihn kümmern, aber er ist in medizinischer Betreuung, und da bin ich keine Hilfe. Die Gesundheit ist wichtig, alles andere nur sekundär“, sagte er.
Feiern wollte anschließend niemand, Fahrer, Funktionäre und Verantwortliche waren in Gedanken bei den Verletzten. „Es waren schlimme Bilder. Das Rennen ist zweitrangig, die Gesundheit aller Beteiligten steht jetzt im Vordergrund“, sagte Glock, der auf die obligatorische Champagnerdusche bei der Siegerehrung verzichtete.