Ballzauber – und ein Buhmann

von Redaktion

Frankreich schon in WM-Form, doch Pfiffe gegen Pogba

Von Stefan Tabeling

Nizza – Ein überzeugender Sieg über Ex-Weltmeister Italien, dazu viele Torchancen und schöne Spielzüge. Eigentlich könnte die Stimmung bei WM-Mitfavorit Frankreich gut zwei Wochen vor dem ersten Turnier-Auftritt in Russland kaum besser sein. Doch Pfiffe für den schwachen Superstar Paul Pogba beim 3:1 (2:1)-Erfolg gegen die Azzurri in Nizza trübten etwas die Stimmung bei der französischen Fußball-Nationalmannschaft.

„Solche Dinge sind eine Schande. Wir müssen Spieler wie ihn bewundern und froh sein, dass er für Frankreich spielt“, sagte Kylian Mbappé und sprang Manchester Uniteds 104-Millionen-Mann wie auch Antoine Griezmann zur Seite: „Wir spielen alle im gleichen Trikot.“

Pogbas Leistungstief ist das große Thema in der Vorbereitung der Equipe tricolore auf die WM in Russland. Nach einer durchwachsenen Saison in England wusste der Mittelfeldstar auch gegen Italien nicht zu überzeugen. So gab es Pfiffe während des Spiels und bei Pogbas Auswechslung kurz vor Schluss. Sein Verhältnis zu den Fans ist seit jeher angespannt. Schon bei der Heim-EM 2016 hatte sich Pogba mit einer vulgären Geste beim 0:2 gegen Albanien unbeliebt gemacht.

Dazu kommen seine forsche Töne, die nicht alle gut finden. Wie auch jüngst in einem Interview bei Canal+: „Ich war der beste Rookie bei der WM 2014. Ich hoffe, dass ich diesmal der beste Spieler sein werde“, sagte Pogba und betonte, dass er wolle die Chefrolle im Team übernehmen. Anspruch und Wirklichkeit klaffen aber derzeit bei dem 53-maligen Nationalspieler weit auseinander.

Vielmehr droht ihm bei der WM gar die Reservistenrolle. Denn Bayerns Mittelfeldspieler Corentin Tolisso ist zum Gewinner der Vorbereitung aufgestiegen. Schon beim 2:0 gegen Irland wusste Tolisso zu überzeugen. „Ich habe die Wahl, es gibt einen großen Wettbewerb“, sagte Trainer Didier Deschamps und sieht die Situation eher als Luxus-Problem an.

Ohnehin sind die Sorgen bei Deschamps eher gering, dafür läuft es bereits viel zu gut bei seiner Mannschaft. Als Prunkstück gilt die Offensivabteilung. Gegen Italien lief der Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé zu großer Form auf und erzielte ein Tor. „Er macht fantastische Dinge“, schwärmte Deschamps. Zusammen mit Mbappé und Griezmann, der per Foulelfmeter traf, bildet der Mann vom FC Barcelona ein starkes Angriffs-Trio. Dazu hat Deschamps noch Olivier Giroud in der Hinterhand. Der Chelsea-Stürmer hatte jüngst erst gegen Irland mit seinem 31. Länderspiel-Tor zu Zinédine Zidane in der ewigen Torjägerliste aufgeschlossen.

Angesichts der großen Überlegenheit war die französische Abwehr kaum gefordert. Dabei war Raphael Varane nach dem Champions-League-Sieg mit Real Madrid noch gar nicht dabei. Auf der Außenbahn nutzte der Stuttgarter Benjamin Pavard die Möglichkeit, seinen Marktwert weiter zu steigern. Gut möglich, dass sein Abschied beim VfB bevorsteht.

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