München – An die Begegnungen mit Berlins spanischer Trainerlegende Aito Garcia Reneses hat Bayern-Coach Dejan Radonjic ja keine allzu guten Erinnerungen. Der Montenegriner war noch Spieler bei Buducnost Podgorica, als er sich mit Garcia Reneses‘Ex-Verein FC Barcelona messen durfte. Wie die Sache ausgegangen ist? „Bad. Very bad“ – richtig schlecht.
Nun, das gestrige erste Trainerduell zum Auftakt des Bundesliga-Finals wird Radonjics Lust auf den spanischen Veteranen nicht gerade gesteigert haben. Denn mit seinen Bayern musste er gleich einmal eine 95:106 (87:87, 38:46)-Niederlage nach Verlängerung einstecken. Heimvorteil dahin also für die Münchner, womit sich die Ahnung des Geschäftsführers Marko Pesic bewahrheitet: „Ich habe das Gefühl, dass wir mindestens ein Spiel in Berlin gewinnen müssen, wenn wir Meister werden wollen.“ Sein Trainer Dejan Radonjic gab sich wenige Mi´nuten nach Spielende schon wieder entspannt: „Es steht 1:0, aber es ist nicht entscheidend, wer das erste Spiel sondern wer das letzte Spiel gewinnt.“
Alba demonstrierte schnell, dass es sich weit mehr vorgenommen hatte als der nun entthronte Meister aus Bamberg, der sich im Audi Dome zweimal heftig verprügeln ließ. Die Hauptstädter hatten in diesem Jahr ja schon im Pokalfinale und beim Rückspiel in der Liga festgestellt, dass dem Hauptrundenchampion eine aggressive, physische Spielweise so gar nicht liegen will.
Die Gäste setzten die Bayern oftmals schon im Ansatz im Spielaufbau unter Druck. Und vorne zeigten die Berliner, dass sie in dieser Spielzeit tatsächlich die treffsichersten Dreierschützen in ihren Reihen haben. Beinahe jeden zweiten Distanzwurf setzten sie im Saisonverlauf ins Ziel. Gestern saßen gleich einmal vier der ersten fünf Versuche (am Ende saßen 16 von 25 Versuchen von der Dreierlinie). Womit das Spiel schon einmal eine Richtung hatte. Die Bayern liefen hinterher und das taten sie bis ins Schlussviertel hinein.
In einer Partie, deren Qualität lange darunter litt, dass die Unparteiischen nie zu einer wirklichen Linie fanden. Skurrile Foulentscheidungen, kleinliche Pfiffe, nicht selten ausbleibende Pfiffe – wirklichen Zugriff auf dieses Finale hatte das Schiedsrichtergespann nie. Kommentieren wollte es naturgemäß niemand. „Darüber reden wir nicht“, meinte Berlins Trainer Garcia Reneses mit ziemlich vielsagendem Schmunzeln.
Und trotzdem entwickelte sich vor allem im Schlussviertel ein packender Playoff-Kampf. In dem die Bayern, die erstmals wieder auf Vladimir Lucic zurückgreifen konnten, noch drauf und dran schienen, die Sache zu ihren Gunsten zu entscheiden. Regisseur Stefan Jovic hatte das Geschehen an sich gerissen. Der hochbegabte Serbe passte und vollstreckte, ganz plötzlich lagen die Bayern mit 75:70 in Führung.
Doch Alba antwortete so, wie es in dieser Partie meistens geantwortet hatte – von der Dreierlinie. Alleine der US-Spielmacher Peyton Siva versenkte zwei Würfe. Am Ende hatten die Bayern bei einem 87:87 den letzten Angriff, doch die Berliner hatten noch vier Fouls zu geben. Das taten sie auch und retteten sich in die Verlängerung. Dass ihnen dabei Topscorer Marius Grigonis (30 Punkte) abhanden kam, sollte letztlich keine Rolle spielen. Weil den Bayern in der Verlängerung zu viele Fehler unterliefen um Berlin ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Danilo Barthel, mit 17 Punkten treffsicherster Bayer, wollte nur kurz drüber nachdenken: „Das ist schade, aber ich denke, wir bekommen noch unsere Chance.“