Völklingen – Sascha Mölders holte sich seine Belohnung sofort ab. Kaum war das Relegations-Hinspiel des TSV 1860 beim 1. FC Saarbrücken abgepfiffen, da stand der Stürmer am Tribünengitter, wo Mölders junior den Papa mit Küsschen bedachte. Die hatte er sich auch redlich verdient: Seinem frühen Führungstor und seinem Treffer zum 3:2 (1:1)-Endstand haben die Löwen es zu verdanken, dass sie dem Aufstieg in die 3. Liga einen guten Schritt näher gekommen sind.
So familiär wie nach dem Abpfiff war es bereits am späten Vormittag in Saarbrückens Innenstadt zugegangen. FCS-Ultras versammelten sich vor dem Bistro Klimbim, die „Unternehmer für Sechzig“ (mit Ex-Präsident Gerhard Mayrhofer) kreuzten ihre Wege, später auch die Spielerfrauen der Löwen inklusive der kompletten Familie Bierofka. Dazwischen schoben Senioren ihren Rollator, lockerten Geschäftsleute in der Sonne ihre Krawatten. Ein Treiben wie auf einem südeuropäischen Marktplatz. Spürbar erwartungsfroh, ein Knistern lag in der Luft, aber alles blieb friedlich.
Diese emotionale Erwartungshaltung übertrug sich nahtlos ins zwölf Kilometer entfernte Völklingen, wo sich der Pyro-Rauch aus dem Gäste-Fanblock kaum verzogen hatte, als es die Edelblauen auf der Haupttribüne bereits das erste Mal aus ihren Sitzschalen riss. Die zur Uhr umfunktionierte Werbebande zeigte 44 gespielte Sekunden an, da lag der Ball überraschend im Tor der Saarländer. Nach einer Ecke von Phillipp Steinhart schaltete Mölders am schnellsten und bugsierte die Kugel zur Führung ins Netz. 1:0 für die Löwen, die sich zum Außenseiter erklärt hatten. Ein Schock für den FCS? Von wegen.
Die Reaktion war ein Chancengewitter, bei dem die Gastgeber klar im Vorteil waren. 2. Minute: Hiller mit einer Rettungstat gegen Mendler. 3. Minute: Jacob kommt nach einer Ecke angeflogen und köpft über die Latte. Holz zielte knapp vorbei (8.). Die Antwort der Löwen: eine verstolperte Chance von Koussou, nachdem Mölders klug durchgelassen hatte. Ein atemloser Kick, dicht wie die Wolkendecke am Himmel, die sich bald ergoss und den Rasen sehr glitschig machte.
Als die Löwen die erste Angriffswut der Saarbrücker überstanden hatten, schlug sich das Schicksal erneut auf ihre Seite. Kevin Behrens, einer der Saarbrücker Topstürmer, trat an der Seitenlinie Koussou um und bekam die Rote Karte vor die Nase gehalten, was eine Rudelbildung nach sich zog. Emotionen, die sich auf der fünf Meter entfernten Haupttribüne spiegelten. Im Block der Löwen-VIPs scheint ein wenig zu intensiv gefeixt worden zu sein. Saarbrücker Sitznachbarn ballten die Fäuste, pöbelten, auch in Richtung von BFV-Präsident Rainer Koch, der kurzzeitig die Flucht ergriff. Ein Becher soll den Funktionär am Kopf getroffen haben, ein Saarbrücker Mittvierziger im Karohemd wurde prompt von drei Einsatzkräften aus dem Stadion geleitet.
Der Saarbrücker Rückstand in Verbindung mit der frühen Unterzahl schien dann auch kurzzeitig Wirkung zu zeigen. 1860 hatte plötzlich das Heft des Handelns in der Hand, erspielte und verballerte weitere Chancen. Das 0:2 lag in der Luft, doch die Löwen wären sich untreu geworden, hätten sie nicht umgehend für neue Spannung gesorgt. Sascha Wenninger flankte ungehindert hinter die Abwehr, Tobias Jänicke legte sich in die Luft und traf volley zum Ausgleich (44.). Der Pausenpfiff danach war eine Erlösung – für beide Teams, aber auch für die Zuschauer, die bis dato wenig Zeit zum Luftholen hatten.
Intensität, die sich nach der Pause nahtlos fortsetzte, mit einem ähnlichen Drehbuch. Eine Minute nach dem Wiederanpfiff nahm Nico Karger einen weiten Schlag von Felix Weber auf und netzte gekonnt ein. Chancen für eine noch höhere Führung boten sich im Überfluss – die beste köpfte Mölders gegen den Pfosten (53.). Es wirkte, als hätten die Löwen alles im Griff. Einen Joker hatten die Gastgeber aber noch. Und der stach auch, wenige Minuten nach seiner Einwechslung. Links am Strafraum kam Patrick Schmidt an den Ball, Kapitän Weber rutschte aus und musste zusehen, wie der andere 19-Tore-Stürmer des FCS zum Ausgleich einnetzte.
Aber: Auch das war’s noch nicht. Köppel legte mit der Hacke zurück, Mölders staubte ab. 3:2 für 1860. Kurz danach: Donnergrollen, am Himmel zischte der erste Blitz. Auch das Rückspiel am Sonntag dürfte noch einmal elektrisierend werden.