Erkundungslauf in der näheren Umgebung des DFB-Trainingslagers: Wir starten in Oberplanitzing, wo unser Domizil liegt. Der Ort ist nicht groß genug für Straßennnamen, man hat stattdessen einfach die Häuser nummeriert (es sind um die 80). Erstaunlich ist schon, dass es eine Grundschule gibt und ein kleines Geschäft, das sich aber nicht anmaßt, Supermarkt zu sein, sondern sich „Genussboutique“ nennt. Des weiteren hat Oberplanitzing zwei Restaurants, einen Kirchturm – und jetzt kommt’s: eine Trabrennbahn.
Wir glaubten das nicht, als beim Joggen am Ortsrand plötzlich dieses Schild auftauchte. Es wies auf einen Trampelpfad, der in den Wald führte. Kann nicht sein: Hier ist Hanglage, wir sind am Fuß des Mendel, des Hausbergs von Kaltern, hier schließt sich ein Weinberg an den anderen an. Doch gut, seien wir neugierig, suchen wir die angebliche Rennbahn. Und tatsächlich: Der Wald lichtet sich – und wir stehen vor der Reitanlage Georgs Grund. Eine Grasbahn schlängelt sich durch die Landschaft (ein wenig bergauf, bergab, beileibe nicht immer gerade, doch die Kurven sind gut erkennbar).
Es herrscht Stille, es ist ja auch schon Abend. Kein Mensch zu sehen, die Pferde wohl im Stall. Einem Schaukasten ist zu entnehmen, dass dieses Gelände der Förderung einer besonderen Pferderasse gewidmet ist: dem Haflinger. Ein etwas kleineres und groberes Ross, also nicht die drahtige Rennbahn-Schönheit. Man kann hier Reitstunden nehmen, nach Rennbetrieb sieht es aber nicht mehr aus. Im April war ein zweitägiges Haflinger-Festival, ansonsten tut sich nicht viel auf der Rennbahn.
Und das, werte Südtiroler, ist sehr gefährlich. Ihr habt den Deutschen Fußball-Bund zu Gast, angeführt von seinem Direktor Oliver Bierhoff, der quasi darauf spezialisiert ist, Pferderennbahnen, die brach liegen, einzukassieren und mit DFB-Akademien zu bebauen. Ist gerade den Galoppsportfreunden in Frankfurt widerfahren. Wo malerisch ihre Rennbahn lag, wird bald Fußball unterrichtet und verwaltet werden.
Wenn Bierhoff das mit Oberplanitzing mitkriegt – oh weh. Schließlich kommt der DFB alle vier Jahre zur WM-Vorbereitung her. 2022 vielleicht schon in die eigene Academy. Wer weiß? Günter Klein