Eppan – Toni Kroos ist schlau. Erreicht in den Jahren mit großen Turnieren einfach das Finale der Champions League, was ihm immer den ersten Teil des Trainingslagers beim DFB erspart. Er hat natürlich nichts gegen ein Zusammensein mit alten Bekannten von der Nationalmannschaft – aber ein Spiel auf der größten Bühne des Clubfußballs, auf das die ganze Welt blickt, das zählt mehr als ein Training ohne Öffentlichkeit.
Joachim Löw möchte die Klasse von Toni Kroos gar nicht an dem einen Spiel festmachen, das am Samstag in Kiew stattfinden wird und das die anderen Nationalspieler vor dem Fernseher verfolgen werden. Kroos steht mit Real Madrid zum dritten Mal in Folge im Finale um den Henkelpokal, doch selbst wenn es diesmal (gegen den FC Liverpool) verloren gehen würde, steht des Bundestrainers Urteil: „Mit der Weltmeisterschaft 2014 ist Toni gereift, durch die Auslandserfahrung dann noch mehr.“
Es folgt eine Eloge auf Kroos. Mögen manche dem Mittelfeldspieler immer noch ein gewisses Phlegma nachsagen – Löw sieht das komplett anders: „Von seiner ganzen Persönlichkeit her befindet er sich in der Mitte. Er hat seine Vorstellungen, seine Strukturen, die er für sich zum Maßstab und zum Rahmen macht.“ Daraus resultiert eine gewisse Bewegungsökonomie. „Toni kann fast jedes Spiel machen – auf diesem hohen Niveau.“
Die Beziehung zwischen Löw und Kroos war nicht immer die beste: Bei der WM 2010 spielte das ausgewiesene Supertalent noch keine Rolle, bei der EM 2012 kam es erst im Halbfinale ins Team (und was als Gegenspieler des italienischen Genies Andrea Pirlo überfordert). Kroos wirkte immer ein wenig beleidigt, wenn er nicht spielen durfte.
Dieses Status hat er hinter sich gelassen. „Er ist ein absoluter Schlüsselspieler, er bestimmt unseren Rhythmus“, versichert der Bundestrainer. Kroos bereitet ihm keinerlei Sorgen mehr. Er kommt irgendwann nächste Woche nach Eppan. Nach einem Sieg nicht betrunken, nach einer Niederlage nicht konsterniert. Superprofi. „Und er zeigt niemals Nerven. Er ist vor einem WM-Finale genauso ausgeglichen, ruhig und gelassen wie vor einem Ligaspiel.“
Der Mann, der seine Mitte gefunden hat. gük