Völkingen – Es wirkte, als habe Dirk Lottner kurzzeitig die Orientierung verloren. Er saß auf der Pressekonferenz vor drei Dutzend Reportern, doch es klang, als wähnte sich Saarbrückens Trainer bereits in der Kabine, kurz vor Anpfiff des Rückspiels am Sonntag, in dem sein Team einen 2:3-Rückstand aufzuholen hat. „Fakt ist“, rief Lottner mit bebender Simme: „Wir waren heute in der Lage, mit zehn Mann zwei Tore gegen Sechzig zu erzielen – warum soll uns das nicht auch in München gelingen?“ Mit jedem folgenden Satz fuhr er die Stimme noch ein paar Dezibel rauf, gipfelnd in seiner fast gebrüllten Kernaussage: „Entscheidend wird sein, dass wir weiter an uns glauben – und uns nicht aufgeben.“
Lottner hörte sich an, als könne er das Rückspiel kaum erwarten. Und 1860-Kollege Daniel Bierofka? Der saß regungslos am anderen Ende des Podiums, verbarg sein Mienenspiel hinter seinem Bart. Er wirkte nicht erleichtert, schon gar nicht triumphierend, denn natürlich sieht auch er es so, dass der 3:2-Sieg noch nicht mal der halben Miete entspricht, wie das ein Fragesteller suggerierte. „Ein Spiel ist vorbei“, sagte er: „Wir haben eine ganz ordentliche Ausgangsposition. Trotzdem wird es noch mal eine Mammutaufgabe, diesen Vorsprung zu verteidigen.“
Angreifer Markus Ziereis, einer von sechs Löwen mit Relegationshintergrund, ging offener mit seinen Gefühlen um. „Riesenkompliment an die Mannschaft“, sagte er lächelnd: „Wir haben alles reingehauen, alles rausgehauen. Drei Auswärtstore sind überragend. Klar müssen wir die Gegentore besser verteidigen, aber insgesamt war’s wirklich völlig in Ordnung.“ Selbst Kapitän Felix Weber sah zufrieden aus, sein Ausrutscher vor dem 2:2-Ausgleich grämte ihn kaum noch. „Kann mal passieren“, sagte er und brachte die Einstellung des Teams auf den Punkt: „Wir waren heiß wie Frittenfett. Alle haben gesehen, dass bei uns im Team jeder 1860 im Herz hat.“ ulk