Berlin – Wo Hasan Salihamidzic sein Handy während eines Spiels lagert, ist nicht hinreichend bekannt. Immerhin aber war es am Samstagabend um 21:50 Uhr scheinbar so weit weg, dass es als Beweismaterial nicht taugte. Man erinnert sich noch gut an die Bilder von Leipzigs Sportvorstand Ralf Rangnick, der in der Halbzeitpause der Zweitrunden-Partie gegen die Bayern auf Schiedsrichter Felix Zwayer einredete und mit seinem Smartphone wedelte. Die Bayern versuchten es in den dramatischen End-Minuten des Finals gegen Frankfurt mit bloßen Worten. Aber die änderten nichts an der nächsten kapitalen Fehlentscheidung des Referees, der sich seinen 37. Geburtstag selbst versaute.
Die Szene, in der Kevin-Prince Boateng Javi Martinez in der Nachspielzeit derart traf, „dass es knallte“ (Mats Hummels), erzürnte nicht nur die Bayern. Vielmehr ging am Pfingstwochenende ein Aufschrei durch die gesamte Fußball-Republik – verbunden mit der Frage: Was bringt dieser Videobeweis? Zwayer selbst hatte sich das Foul nach Rücksprache angesehen und war trotzdem bei seiner Entscheidung – Ecke – geblieben. Von einer „Vollkatastrophe“ sprach Sven Ulreich.
Zwayer selbst verließ das Berliner Olympiastadion ohne Statement, Joshua Kimmich aber berichtete von einem Dialog, in dem er den ohnehin umstrittenen Referee nach dem Videostudium gefragt habe, ob er sich sicher sei. „War er“, sagte der Nationalspieler – das „Warum“ erklärten sich Experten damit, dass Zwayer die Szene am Monitor (und unter lauten Pfiffen) nicht ein einziges Mal in Echtzeit, sondern lediglich aus einer Einstellung und in kurzen Sequenzen gesehen habe. Am Tenor änderten die Beschwichtigungsversuche nichts. Hummels: „Ich war mal ein Befürworter, ich bin es nicht mehr.“
Immerhin Eintracht-Keeper Lukas Hradecky versprach Zwayer scherzhaft „ein Bier, wenn ich ihn mal sehe“. Das wird dauern, denn erst mal fährt Zwayer zur WM. Passenderweise: Als Videoschiedsrichter. hlr