Tennis

Nadal am Rande der Verzweiflung

von Redaktion

Alexander Zverev verlangt dem Spanier im Finale von Rom alles ab, doch am Ende verliert er

Rom – Nach ihrem denkwürdigen Finalkampf im Foro Italico tauschten die mit Abstand besten Spieler des Tennisfrühjahrs freundliche Worte aus. Alexander Zverev lobte seinen Bezwinger Rafael Nadal als „großartigen Champion“ und „besten Sandplatzspieler aller Zeiten“. Der Spanier bewunderte im Gegenzug die „tolle Gegenwart“ seines jungen Kollegen und versprach ihm „eine noch bessere Zukunft“.

Auf dem Campo Centrale von Rom hatten sich Zverev und Nadal zuvor gegenseitig ans Limit getrieben und eine Woche vor Beginn der French Open ihre Ausnahmestellung auf der roten Asche unter Beweis gestellt. Zverev brachte den Rekordsieger an den Rand der Verzweiflung, bis zu den Regenunterbrechungen im dritten Satz lag der gebürtige Hamburger auf Kurs. Erst nach zwei Stunden musste er sich mit 1:6, 6:1, 3:6 geschlagen geben.

„Das ist schon bitter“, sagte Zverev, wollte sich über die verpasste Chance, Nadal im fünften Duell zum ersten Mal niederzuringen, aber nicht lange ärgern: „Hinter mir liegen drei unglaubliche Wochen. Daher nehme ich viel Positives mit nach Paris.“ Und tatsächlich: 13 Siege in Serie, die Titel in München und Madrid, das Halbfinale in Monte Carlo und das Endspiel von Rom zeugen von Zverevs herausragender Sandsaison. Noch fehlt die Krönung, doch die kann es nur in Roland Garros geben.

Im Reich des Sandplatzkönigs Nadal gilt Zverev als erster Herausforderer. Hinter dem zehnmaligen Champion ist er an Position zwei gesetzt, beide können daher erst im Finale aufeinandertreffen. Niemand hat in diesem Jahr mehr Matches gewonnen als der Jungstar, kaum jemand hat Nadal in der Vergangenheit auf Sand so gepeinigt wie Zverev den 31-Jährigen im zweiten Satz von Rom.

Nur: Rom ist nicht Paris – und ein Masters kein Major. Bislang ist Zverevs Bilanz bei den vier größten Turnieren weltweit überschaubar, ein Achtelfinale 2017 in Wimbledon ist sein bestes Resultat. Enttäuschungen erlebte er dagegen in Melbourne, New York und auch Paris. Das Spiel über drei Gewinnsätze ist die letzte körperliche und mentale Herausforderung, die der 21-Jährige noch nicht gemeistert hat. Und es ist die Spezialdisziplin des zehn Jahre älteren Nadal.

In Topform sind sie in diesem Frühjahr aber beide: Fünf Titel teilten sie untereinander auf. Nadal löste seinen Dauerrivalen Roger Federer an der Spitze der Weltrangliste ab. Zverev führt die Jahreswertung an – der Erfolg bei den Grand-Slam-Turnieren dürfte in dieser Verfassung nicht mehr lange auf sich warten lassen. Cai-Simon Preuten

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