München – Irgendwann hat das schöne Bild ja kommen müssen, der Rahmen des Restaurants „181“ im Münchner Olympiaturm forderte ja geradezu heraus. Und es war Tim Oliver Kalle, der Sprecher des Deutschen Handball Bundes (DHB), der die Chance als erster nutzte: „Wir wollen hoch hinaus.“
Weltmeister würden die deutschen Handballer gerne werden. Die Gelegenheit scheint günstig. Zwölf Jahre nach dem Triumph von Köln gehen die Welttitelkämpfe im kommenden Jahr (9. bis 27. Januar) mal wieder im eigenen Land über die Bühne. Es ist natürlich kein Zufall, dass der Startschuss für das Unternehmen Heim-WM ausgerechnet in München fällt. Die Landeshauptstadt ist als Vorrundenstandort ein Co-Gastgeber des Turniers. Und wenn sich Gelegenheiten bieten, dann umgarnt der DHB das konsequent spitzenhandballfreie München ja ganz gerne.
Der 6. Juni ist so eine Gelegenheit. Dann erlebt die Olympiahalle zunächst den Test der deutschen Frauen mit ihrem neuen Coach Henk Groener gegen Polen. Im Anschluss schickt Bundestrainer Christian Prokop die Männer gegen Vize-Weltmeister Norwegen ins Rennen. Und nicht zuletzt Prokop ahnt, dass es dabei um mehr geht als um einen ersten Formtest. „Wir wissen, dass wir hier auch Werbung für unseren Sport machen sollten.“
Der 39-Jährige, der trotz heftiger Diskussionen nach der enttäuschenden EM in Kroatien im Amt bleiben durfte, zieht unmittelbar nach dem Saisonende seinen vorläufigen Kader mit voraussichtlich 20 Spielern zu einem Kurztrainingslager in München zusammen, ehe man nach dem Test gegen Norwegen zum Sommerlehrgag in Richtung Japan weiterreist.
Olympiapark-Chefin Marion Schöne sieht der Sache mit einem Lächeln entgegen. „Wir haben jetzt mal wieder die Chance, Spitzensport in München zu präsentieren“, sagte sie, „ich bin überzeugt, dass es ein besonderer Abend wird.“ Für den Olympiapark war der Handball ja kein Thema mehr – seit 2012 das zunehmend zäher werdende Experiment des Supercup-Endspiels zwischen dem amtierenden Meister und dem Pokalsieger in der Olympiahalle beendet wurde. Schöne hat an der Renaissance keinerlei Zweifel. „Ich glaube, dass es hier in München viele Handball-Freunde gibt, die nach Spitzensport dürsten.“
Die ersten Signale sind immerhin schon ganz positiv. Rund 6500 Karten für den handballerischen Doppelschlag unter dem Zeltdach sind knapp drei Wochen vor dem Start bereits abgesetzt. Gute Chancen also, dass die Länderspiele vor vollem Haus stattfinden. Was vor allem Groener gerne sähe. Seine Frauen spielen üblicherweise vor eher überschaubaren Kulissen. „Hier könnte es anders sein“, sagte er, „das sind die Spielerinnen nicht gewöhnt, das wird ein ganz besonderer Abend.
Für die deutschen Männer übrigens hat es sich in der Vergangenheit durchaus bewährt, vor einer Heim-Weltmeisterschaft auch in München Station zu machen. 2007 kassierte die DHB-Auswahl in der Olympiahalle zwar eine Testspielniederlage gegen Ägypten. Danach startete das Team des damaligen Bundestrainers Heiner Brand aber geradewegs zum Titelgewinn durch.