München – Die brisanteste Nachricht trägt der Löwen-Sportchef mit der sachlichen Miene eines Nachrichtensprechers vor. Es geht um Timo Gebhart, den erneut angeschlagenen Spielmacher. „Er hat leider wieder einen entzündlichen Prozess an der Achillessehne“, gibt Günther Gorenzel das Ergebnis einer MRT-Untersuchung am Montagabend weiter: „Er ist jetzt schon wieder sieben Tage raus aus dem normalen Training. Vorher war er in einer guten Verfassung. Wir müssen ihn jetzt ein, zwei Tage differenziert belasten. Gegen Ende der Woche soll er dann wieder für volle Belastung zur Verfügung stehen.“ So zumindest sei der „Plan“ mit dem großen Hoffnungsträger für die Playoff-Duelle mit Saarbrücken (24./27. Mai).
Nach Entwarnung klingt das nicht, obwohl Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zumindest eine gravierende Verletzung ausschließen konnte. Eher klingt es nach Prinzip Hoffnung. Ein Motto, unter das man das ganze Projekt Aufstieg stellen könnte, wenn man die jüngsten Aussagen der Verantwortlichen zum Maßstab nimmt.
Der Vorschlag von Trainer Daniel Bierofka lautet: „Wir müssen Saarbrücken auf unser Niveau runterziehen.“ Dann sei an zwei „extrem guten Tagen“ vielleicht was drin für sein Team. Nur unwesentlich angriffslustiger klingt Gorenzel: „Am Papier hat Saarbrücken leichte Vorteile“, sagt der Steirer über das Team mit dem doppelt so hohen Etat (5 Mio. Euro). „Am Papier“, betont er noch einmal. Aber, fügt der Sportchef hinzu: „Geld ist ein Kriterium, aber nicht das einzige. Wir sind davon überzeugt, dass wir Mittel und Wege finden, um ebenfalls Möglichkeiten zu haben.“ Zum Beispiel über Teamgeist, über die viel gepriesene Geschlossenheit: „In zwei Spielen ist über die Euphorie, über Emotion und Teamgefüge viel möglich“, macht Gorenzel sich und dem Team Mut. In der Summe ergebe sich dann „eine fiftyfifty-Ausgangslage“ – mit der Option auf eine Überraschung.
Unabhängig davon, dass sich die Löwen als Außenseiter sehen, treiben sie im Hintergrund die Planungen für eine mögliche Drittligazukunft voran. Ein Klub mit der Strahlkraft von 1860 sei für viele Spieler interessant, erklärte Trainer Daniel Bierofka. Entscheidender Zusatz: „Abhängig von der Liga.“ Wie berichtet ist Bierofka an einer Heimkehr des Drittliga-Toptorjägers Manuel Schäffler interessiert (Wehen Wiesbaden), am früheren Bayern-Profi Stephan Fürstner (Union Berlin) – und neuerdings auch am Ingolstädter Stefan Lex, der allerdings bei der Hälfte der bayerischen Profiklubs auf dem Zettel steht (angeblich auch bei Haching, Regensburg, Fürth). „Das sind Spieler, mit denen wir uns beschäftigen“, bestätigte Bierofka gegenüber der tz.
Ob die Löwen zumindest die wirtschaftliche Basis für solche Transfers legen können, wird sich heute Abend herausstellen, bei der Sitzung des Aufsichtsrats. Wichtigster Punkt auf der Agenda: Das Angebot von Hasan Ismaik, das Budget des Klubs zu erhöhen. Ob das Präsidium um Robert Reisinger zustimmt, hängt von den Gegenleistungen ab, die der Investor fordert. Bekanntlich sind sich beide Gesellschafter nicht besonders grün, doch auch was die Eintracht im Verein angeht, gilt: Prinzip Hoffnung.