Petersen, Wagner, Götze?

Nicht der stärkste Kader

von Redaktion

Für Joachim Löw ist es zum beliebten Spielchen geworden: Er überrascht gerne. Mit fast jeder Aufstellung, besonders auch mit Turniernominierungen, die ja auf großer Bühne stattfinden. Diesmal: Nils Petersen wird zum WM-Kandidaten. Einer mit untypischem Werdegang für einen Nationalspieler (der er, da ohne Einsatz, erst noch werden muss): Zweitliga-Torjäger in Cottbus, gescheitert bei den Bayern, glücklicher in Bremen, aber nie ernsthaft einer, über den man beim DFB nachdachte. Auch die Nominierung in den Olympia-Kader 2016 durch Horst Hrubesch erfolgte nicht allein aus Leistungskriterien. Es war mehr so eine Gefühlssache – wie jetzt auch bei Löw. Petersen kickt mittlerweile beim SC Freiburg – mit dem Standort verbindet man halt irgendwie Positives. Sollte es letztlich nicht reichen für den finalen Kader von 23 statt der vorläufig berufenen 27 Spieler – einer aus dem braven Südwesten wird schon nicht rebellieren.

Petersen hat eine gute Saison gespielt, auch dank seiner 15 Tore ist der Sport-Club in der Bundesliga geblieben. Zweifellos eine Empfehlung. Doch die hatte der gestrichene Sandro Wagner auch zu bieten. Er ging mit seinem Wechsel von Hoffenheim zu den Bayern ein Risiko ein – und hätte dafür und dass er in München durchaus bestand, seine Spielzeit bekam und seine Tore machte, Belohnung verdient. Man kann sich vorstellen, dass er schwer schlucken muss und sich die Frage stellt: Was hat er (Petersen), was ich nicht habe? Das kann man diskutieren.

Wahrscheinlich wird es den deutschen Kader nicht entscheidend anders prägen, ob nun Wagner oder Petersen (oder gar keiner von beiden) mit nach Russland fährt. Jeder ist/wäre nur ein Nummer-drei-Stürmer. Ein Einschnitt von anderer Tiefe ist, dass Löw Mario Götze weglässt. Nicht weil der Dortmunder als Finaltorschütze von 2014 einen moralischen Anspruch gehabt hätte. Der zählt in der Leistungsgesellschaft nicht unbedingt. Aber Löw hatte Götze doch immer mit einem Argument gegen alle Kritiker verteidigt: Er besitze die Gabe zu Aktionen, auf die andere niemals kommen werden.

Man kann die Form verlieren, aber nicht sein Talent. Das Argument der schwachen Saison greift bei Götze, ja – aber das hätte es auch schon früher getan, dennoch hielt der Bundestrainer an ihm fest. Selbst den weitaus limitierteren Lukas Podolski hat er immer geschützt. Schon erstaunlich, dass er es bei Götze nicht in dieser Konsequenz tut. Das ist schade. Weil Götze einfach besser ist als Petersen und Wagner. Den stärksten Kader hat Joachim Löw daher nicht nominiert.

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