Im Blickpunkt

von Redaktion

Seppelt hat das Russland-Visum

Am Dienstagmorgen hat DFB-Präsident Reinhard Grindel mit FIFA-Präsident Gianni Infantino telefoniert. Es ging um Hajo Seppelt, den ARD-Journalisten, dessen Visum für Russland vom WM-Gastgeberland für ungültig erklärt worden war. Grindel bat den Schweizer Funktionärskollegen, „dass er bei der russischen Regierung noch einmal vorstellig wird“ und darauf hinweist, dass es eine staatliche Verpflichtung gebe, ungehinderte Berichterstattung zu ermöglichen. So steht es im Pflichtenheft des Fußball-Weltverbandes. Wer sich für eine WM bewirbt (und sie bekommt), muss unter anderem diese Regelung einhalten. Am Dienstagnachmittag, als Grindel gerade die Vorstellung des vorläufigen WM-Aufgebots im Dortmunder Fußballmuseum hinter sich gebracht hatte, war die Meldung dann schon da: Seppelt wird einreisen dürfen. Grindel: „Dann war der Weg, den wir gegangen sind, der richtige.“ Reden, appellieren, auch ein bisschen Druck aufsetzen. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte über Regierungssprecher Seibert das Visum für den ARD-Mann Seppelt eingefordert.

Ob der in Russland eine unbeschwerte Zeit erleben wird, das ist aber eine andere Geschichte. Gestern hieß es auch, dass sich an Seppelts Status als unerwünschte Person nichts geändert habe, dass er nur ausnahmsweise ins Land dürfe – wegen der FIFA-Regularien. Das Staatliche Ermittlungskomitee wolle Seppelt einvernehmen – im Fall Grigori Rodtschenkow. Der ehemalige Leiter des Moskauer Dopinglabors wurde zum Whistleblower – und zum wichtigsten Zeigen von Hajo Seppelt, der russische Dopingpraktiken wiederholt offen legte.

Eine krude Drohung sprach der Präsident des russischen Journalistenverbandes aus. Man solle Seppelt, so er denn komme, unter besonderen Schutz stellen, damit ihn „ein Kenner seines journalistischen Talents verprügelt“.  gük

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