Im Blickpunkt

von Redaktion

Özil/Gündogan: Ihr Treffen mit Erdogan

Aus Sicht des türkischen Präsidenten Recep Tayep Erdogan ist es ein PR-Coup – für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) aber sicher nicht, und auch die beiden deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan müssen sich für die Aktion reichlich Kritik anhören: ein Treffen mit dem umstrittenen autokratischen Politiker in einem Londoner Hotel. Am 24. Juni sind in der Türkei Wahlen, stimmberechtigt sind auch die in Deutschland lebenden 1,5 Millionen Türken – für die die Fußballstars womöglich ein Leitbild sein werden. Erdogan, auf Staatsbesuch in Großbritannien, empfing Özil und Gündogan, sie überreichten ihm, wie auf den von der AKP über Twitter verbreiteten Fotos zu sehen ist, mit einer Botschaft signierte Trikots ihrer Clubs FC Arsenal und Manchester City. Gündogan schrieb gar: „Mit großem Respekt für meinen Präsidenten.“ Politisch heikel angesichts des Umgangs von Erdogan mit der Opposition. Von „geschmackloser Wahlkampfhilfe“ sprach Grünen-Politiker Cem Özdemir. Brisant war die Aktion auch in anderer Hinsicht: Die Türkei ist der Mitbewerber des DFB um die EM 2024. Rüffel von DFB-Boss Reinhard Grindel: „Der Fußball und der DFB stehen für Werte, die von Herrn Erdogan nicht hinreichend beachtet werden.“ Um Begrenzung des Schadens bemühte sich DFB-Direktor Oiver Bierhoff_ Er glaube, Özil und Gündogan seien sich „der Symbolik und Bedeutung des Fotos nicht bewusst“ gewesen. Er will mit ihnen ein Gespräch führen.

Gündogan reagierte inzwischen mit einer schriftlichen Stellungnahme. Das Foto sei am Rande eines Abends in einer Stiftung entstanden, die türkische Auslandssportler unterstütze. „Aus Rücksicht vor den derzeit schwierigen Beziehungen unserer beiden Länder haben wir darüber nicht über unsere sozialen Kanäle gepostet. Aber sollten wir uns gegenüber dem Präsidenten des Heimatlandes unserer Familien unhöflich verhalten?“ Man habe sich „für die Geste der Höflichkeit entschieden“. Ansonsten gelte: Bekenntnis zu den Werten des DFB. Und: „Fußball ist unser Leben und nicht die Politik.“  gük

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