Eishockey

Historisches, das für die Zukunft hilft

von Redaktion

Deutsche Talentschau beim Verlängerungs-Sieg über Finnland – Bundestrainer Sturm denkt an Olympia 2022

Von Thomas Lipinski

Herning – Die Gegenwart ist schon abgehakt, die Zukunft hat mit einem historischen Sieg begonnen: Nach dem WM-Coup gegen Ex-Weltmeister Finnland blickten die deutschen Eishockey-Youngster nur nach vorne. „Wir haben sehr viele junge Spieler. Sie lernen dazu und können in ein paar Jahren eine größere Rolle übernehmen“, sagte Stürmer Dominik Kahun nach dem überraschenden 3:2 nach Verlängerung. Die Weltmeisterschaft in Dänemark ist zwar bereits vor dem Ende gelaufen, aber: „Für die Zukunft des deutschen Eishockeys ist es perfekt.“

Der Münchner war wie fünf seiner Mannschaftskollegen noch gar nicht geboren, als in der Dortmunder Westfalenhalle Gerd Truntschka, Dieter Hegen und Co. bei der Heim-WM 1993 mit 3:1 siegten – gegen eine finnische Mannschaft, die nicht so stark besetzt war wie die jetzige. 25 Jahre später hatten ausgerechnet die Jüngsten den größten Anteil daran, dass die Serie von neun WM-Niederlagen gegen den Angstgegner, gegen den man auch zum Olympia-Auftakt 2018 nichts zu melden gehabt hatte, endete. Der 22-jährige Kahun legte in der Verlängerung den Puck für den 23-jährigen Markus Eisenschmid (von Laval Rocket in der American Hockey League) auf, der „die Scheibe nur noch ins leere Tor reinschießen“ musste – „und dann Hände hoch!“.

Dass im sechsten WM-Spiel in Herning endlich über den zweiten Sieg gejubelt werden durfte (der bis dato einzige war das Pflicht-6:1 gegen Südkorea), lag auch am 22-jährigen Frederik Tiffels, der mit seinem Ausgleichstreffer zum 1:1 die deutsche Mannschaft zurück ins Spiel geholt hatte, nach Vorbereitung des gleichaltrigen Marc Michaelis. Immer wieder angetrieben hatte das Team der NHL-Star Leon Draisaitl – ebenso 22 wie der starke Verteidiger Jonas Müller.

Ohne den WM-Neuling Mathias Niederberger allerdings, der 36 Schüsse abwehrte, hätte es nicht zum so wichtigen Erfolgserlebnis gereicht. Der Düsseldorfer, beim Sieg in Dortmund fünf Monate alt, hat diese Erfahrung nun sogar seinem Vater Andreas voraus, der damals als WM-Verteidiger nur zuschaute. Niederberger junior war erst am Tag vor dem Spiel gegen Finnland lizenziert worden.

Für die aktuelle Weltmeisterschaft, die für die DEB-Auswahl am Dienstag (16.15 Uhr/Sport1) gegen Kanada mit dem NHL-Superstar Connor McDavid endet, hatte der Erfolg wenig Bedeutung. Das Viertelfinale ist für den Olympiazweiten von Pyeongchang außer Reichweite. „Er ist wichtig für die Zukunft“, betonte Bundestrainer Marco Sturm. Aus zweierlei Gründen: Sein neuformiertes Team mit nur noch zehn Silbermedaillengewinner, aber zehn WM-Debütanten sei „in einem Lernprozess“, sagte der Chefcoach, „die Neulinge müssen erst mal lernen, mit solchem Druck umzugehen. Dafür brauchen sie Erfolge.“ Und mit jedem Punkt, den seine Mannschaft trotz des feststehenden Vorrunden-Aus in Dänemark noch sammelt, verbessert sich die Perspektive für Peking 2022.

„Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren unter den Top Acht zu stehen, dann kann man direkt das Olympia-Ticket buchen und muss nicht durch die Qualifikation“, erklärte Sturm. Vor der WM war Deutschland Siebter der Weltrangliste, in zwei Jahren werden die ersten acht Plätze für die Winterspiele vergeben.

Nach dem Aus im Rennen um das Viertelfinale nach dem 1:3 gegen Lettland hatte Sturm noch über die vielen Absagen seiner Olympiahelden geklagt, nach dem Finnland-Coup war er dann „sogar ganz froh, dass es jetzt passiert ist. Dass die Jungen reinschnuppern können, hilft mit Sicherheit im nächsten Jahr.“

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