Fussball-WM

Die Nominierung

von Redaktion

Von Günter Klein

München – Das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund ist hergerichtet, die Fassade des Prunkbaus gleich am Hauptbahnhof geschmückt. Mit einer Art Panini-Sammelbild-Optik. Noch sind es Schattenrisse, doch am Dienstagnachmittag werden dann auch die Gesichter zu sehen sein. Der Spieler, die zum WM-Kader zählen. Zum vorläufigen.

Man kann nachzählen: Es ist Platz für 26 Köpfe. 23 Spieler müssen letztlich nominiert werden, dies aber erst am 4. Juni. Im Trainingslager in Südtirol ab dem 23. Mai läuft die Qualifikation. Es hat sich über die Jahre eingebürgert, dass Joachim Löw seine personellen Entscheidungen reifen lässt, so lange es die Regularien erlauben. Daher wird er erst einmal mehr als 23 Namen nennen. Wahrscheinlich 26 (siehe Fußballmuseum, der Ort der Kader-Bekanntgabe). Bei der FIFA hat er (bis Montagabend) sogar eine Liste mit 35 Kandidaten einreichen müssen, die aber geheim bleiben wird (von Position 27 abwärts). Zur Not kann er sich bis 4. Juni aus diesem Pool bedienen.

Mit Nominierungsakten kann man Spannung aufbauen und Quote machen – zudem auf ein Turnier feierlich einstimmen; ein Motivationsfaktor. Jürgen Klinsmann hat das als Bundestrainer erkannt. Damals lief die Show (mit Pappaufstellern der ausgewählten Spieler) in einer Berliner Mercedes-Niederlassung. Den (Noch-)Generalsponsor hat der DFB bei diesen Anlässen auch vor der WM 2010 (Daimler-Museum in Stuttgart) und der EM 2012 (ein Händler im badischen Rastatt) in Szene gesetzt. Ebenso wählte er jedoch auch plakative Ortschaften: Vor der EM 2008 (Österreich, Schweiz, zwei alpine Nationen) fuhr man mit Seil- und Zahnradbahn auf die Zugspitze, auf die EM 2016 in Frankreich) wurde in der französischen Botschaft in Berlin eingestimmt, von der man aus direkten Blick aufs Brandenburger Tor hatte, wo die Mannschaft einige Wochen später den Titel hätte feiern sollen. Es kam anders.

Letzte große Fanmeilen-Fete in Berlin war 2014. Nach der WM in Brasilien. Nominiert hatte Joachim Löw seine Reisegruppe damals in der DFB-Zentrale in Frankfurt – unkompliziert und kostensparend. Auch wenn bereits zur Mittagsstunde die Caipirinhas gemixt wurden.

2018 geht der DFB ebenfalls in quasi-eigene Räumlichkeiten, in das mit der Stadt Dortmund betriebene Fußballmuseum, in dem auch die Pokalauslosungen stattfinden. Hier hat man viel Platz, und es passt thematisch zur WM, dass im Hintergrund der Original-Bus der Nationalmannschaft von 2014 ausgestellt ist. Der Weltmeister-Bus. 2018, so die Idealvorstellung, soll es einen neuen geben.

Fürs erste fiebert die Öffentlichkeit auf Erhellung in diesen Fragen hin: Wird Manuel Neuer zum Kader gehören, welchen Plan hat Löw für ihn? Und überrascht der Bundestrainer noch mit einem Neuling? Auch diese Tradition gibt es: 2006 war David Odonkor der große Unbekannte ohne Länderspiel, 2008 entdeckte Löw in der 2. Liga den Dribbler Marko Marin, 2014 tauchte der Name Shkodran Mustafi auf, der DFB hatte für die Präsentation nicht mal ein Foto, das den damaligen Italien-Legionär in einem Deutschland-Trikot (einer U-Mannschaft) gezeigt hätte. Christoph Kramer toppte das noch, der Gladbacher stand vor vier Jahren gar nicht im vorläufigen WM-Kader, den Löw in Frankfurt vorstellte. Dann überzeugte Kramer in einem Testländerspiel gegen Polen (0:0), bei dem die Dortmunder und Münchner Spieler wegen ihres bevorstehenden Pokalfinales fehlten und daher viele Plätze frei wurden, so nachhaltig, dass der DFB ihn wenige Minuten vor Ablauf der ersten FIFA-Frist nachmeldete.

Und 2018? Man kennt Löw und weiß, dass er keine Verrücktheiten macht – es allerdings genießt, in verblüffte Gesichter zu blicken. Weswegen es sein könnte, dass der Name Nico Schulz fällt. Hoffenheimer, 25, linker Verteidiger, eine Position, für die es hinter Jonas Hector noch keine überzeugende Zweitbesetzung (bisher Marvin Plattenhardt) gibt.

Nicht auszuschließen, dass Löw sagt: Schaue ich ihn mir in Südtirol einfach mal an.

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