München – Man braucht eigentlich keine weiteren Fallbeispiele mehr, doch neulich, beim Heimspiel des FC Bayern gegen den FC Sevilla, ist wieder mal deutlich geworden, wie sehr James die Menschen bewegt. In diesem Fall war es deutlich hörbar, und zwar in der ganzen Mixed-Zone der Allianz Arena, wo die Journalisten nach Abpfiff auf die Fußballer warten.
James strebte dem Ausgang mit schnellen Schritten entgegen, und dabei hatte er die Reporterin aus Südamerika, die offensichtlich auf ihn gewartet hatte, auf dem falschen Fuß erwischt. Beim Versuch, dem Kolumbianer hinterherzujagen, trat die Arme auf ihren Rockzipfel und plumpste hörbar der Länge nach hin (kaum zu glauben, dass so eine zierliche Person so einen lauten Aufprall hinkriegt). Sie raffte sich schnell auf, doch James war dahin. Sie war sichtlich geknickt, denn Worte von ihm sind in Südamerika so begehrt wie früher das Gold der Azteken und Inkas.
Seitdem das Schicksal Bayern und Real Madrid als Gegner im Halbfinale der Champions League auserkoren hat, sind Zitate des 26-Jährigen noch interessanter geworden. James erwarten da zwei besondere Partien, denn er kickt ja nur als eine Leihgabe in München. Die letzten drei Jahre spielte er bei den „Königlichen“ in Spaniens Hauptstadt, doch gegenüber der „tz“ machte er klar, dass er in den Duellen um den Einzug ins Endspiel in Kiew keinen Interessenskonflikt zu erkennen vermag. Er sieht sich als eindeutiger Bestandteil des FC Bayern. „Wir wollen in dieses Finale und werden entsprechend auftreten“, sagte er, er werde „die Gefühle ausklammern“. Auch verschwende er „keinen Gedanken“ daran, dass er Real Madrid zeigen müsse, dass es ein Fehler gewesen ist, ihn an die Bayern abzutreten, sagte er. Im Sommer 2019 können die Münchner den Offensivmann für 42 Millionen Euro fix übernehmen. Nach seinen Leistungen in den vergangenen Monaten wäre es unverständlich, wenn sie diese Option nicht ziehen würden.
Auch James klingt bereits ganz so, als würde er sich auf einen längeren Verbleib in München einrichten. Auf die Frage, was er von der Verpflichtung von Niko Kovac halte, sagte er, er wisse vom Trainer von Eintracht Frankfurt, dass es ein junger Coach sei, der bei der Eintracht Großes bewirkt habe: „Hoffentlich gelingt ihm das auch in München. Genau darauf kommt es bei einem so großen Klub wie Bayern nämlich an.“ James selbst beweist seit langem verlässlich, dass er in München hungrig ist.
„Der FC Bayern braucht sich nicht zu verstecken“, so James über die Chancen, wobei die Aufgabe schwierig sei: Madrid sei „nicht nur Cristiano Ronaldo, sie verfügen ja auch auf den restlichen Positionen über starke Spieler. In der Champions League legt Real stets einen anderen Chip als in der Meisterschaft ein und schafft es, das Letzte aus sich herauszuholen. Sie wissen, was es benötigt, um jedes Jahr um diesen Pokal zu kämpfen.“ Seinem aktuellen Verein empfiehlt er, den K.o. vom Vorjahr gegen Real auszublenden – und Ruhe zu bewahren. Auch Bayern hat Spieler, die Madrid wehtun können. Er ist einer davon. we